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(Nur) wenn du magst. (Aber auf jeden Fall) ohne Gegenleistung.

Predigt MCC Köln, 7. Jan. 2018
Ines-Paul Baumann

Offenbarung 21,6

„Ein im Christentum weit verbreiteter Götze spricht:

Ich werde denen, die gar keinen Durst haben, erst mal klarmachen, an was es ihnen mangelt. (Und denen, die nicht aus der einzig wahren richtigen Quelle trinken, auch – sie müssen schon aus der Quelle der einen wahren richtigen Gemeinde trinken!)

Dann werde ich ihnen ausrichten lassen, was sie zu tun haben, damit ich ihren Durst stille:
1) Einsehen, wie böse sie sind.
2) Sich bekehren zu einem Lebenswandel im Sinne wahrer guter Christen (heterosexuell, westlich-europäisch, welche Musik sie ab jetzt mögen müssen, wie sie sich anziehen, …).
3) Kirchenmitglied werden (und – am besten VIEL – Geld und Zeit einbringen; je mehr, desto mehr liebe ich sie natürlich!).

Dann werde ich ihnen das Gefühl geben, ihre Seele für den Himmel gerettet zu haben und nun auf der richtigen Seite zu stehen. Allerdings bekommen sie dieses Gefühl nur, wenn sie mir oft genug danken und mich auf die richtige Weise loben. (Und nein, ich bin nicht eitel und selbstbezogen. Ich bin allmächtig und einzigartig. Ich habe doch nicht meinen Sohn geopfert, damit ihr nun denkt, es gäbe alles umsonst!)“

Nun, sagen wir mal so: Schon Jesus hat mit den wahren Frommen seiner Zeit Ärger bekommen, weil er genau SO einen Gott NICHT verkündete.

Thema heute ist die Jahreslosung (Offenbarung 21,6):

Luther:
Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.

Bibel in gerechter Sprache:
Gott spricht: Ich werde den Dürstenden aus der Quelle des Lebenswassers umsonst geben.

NGÜ:
Wer Durst hat, dem werde ich umsonst vom dem Wasser zu trinken geben, das aus der Quelle des Lebens fließt.

Die Luther-Version dieses Spruchs gibt es aktuell mit wunderschönen Bildern, als Postkarten, Poster und Kerzen. Ihr könnt sie überall bekommen und bestellen – freilich nirgends umsonst ;)

Ich will euch heute weder eine bestimmte Gemeinde-Moral noch Postkarten verkaufen. Vieles an dem Spruch ist nicht mal spezifisch christlich. Andere Aspekte entfalten allerdings durchaus eine spezifische Bedeutung für uns, wenn wir den Spruch im Licht von Jesu Leben und Wirken verstehen.

Hier ein paar Aspekte dazu:

1) Dürstende

  • Jesus: gesandt zu den „Kranken und Sündern“ (= nicht: ALLE, ob sie wollen oder nicht)
  • Jesus hat niemanden überredet, niemanden manipuliert, niemanden gedroht („wenn du dich nicht bekehrst, dann…!“).
  • Jesus hat sich aber sehr wohl auch denen zugewandt, die konkret dürsteten: nach Heilung, Gemeinschaft, ….
  • Auch die leiblich-irdisch Dürstenden wurden z.B. in Lukas-Evangelium schon mit betont.

2) Quelle des Lebenswassers („Quelle des lebendigen Wassers“)

  • In der Bibel geht es von der Schöpfung bis zur Offenbarung um Wasser.
  • Bei Hesekiel finden wir das Bild vom Wasser-Strom, der Leben bringt und heil macht. Aber nicht alles Wasser ist gesund, sondern es bleibt eine Lache daneben, die Salz liefert (!!!).
  • Diese Bilder sind nicht biblisch einzigartig, sondern finden sich schon in vorchristlichen Mythen (z.B. Tiamat verkörpert das Salzwasser und bildet den Gegenpart zu ihrem Gemahl Abzu, dem Süßwasser).
  • Wasser ist in vielen Religionen von besonderer Bedeutung, z.B. auch im Judentum und im Islam.
  • WAS aber aus christlicher Sicht einzigartig ist:
    1) dass wir über JESUS mit diesem Wasser verbunden sind
    2) dass wir über Jesus SELBST dieses Wassers verströmen:

„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Joh 7,37+38

„Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ Joh 4,10)

  • Viele Aspekte der christlichen Taufe greifen diese Bedeutungen auf.

3) umsonst

  • Ja, umsonst.
    Nicht „vergebens“, sondern: ganz ohne Bedingungen, Voraussetzungen oder Gegenleistung. Umsonst!
    Beten, Gemeinschaft mit anderen Glaubenden, wie du lebst, Beten, Bibel lesen, das wird alles nur deswegen wichtig, WEIL (nicht DAMIT) wir in Jesus Teil des Lebens werden, das in Gott seinen Ursprung hat und durch Zeit und Raum nicht zu begrenzen ist.
    Umsonst.
    Nicht gegen Gebet zur richtigen Zeit am richtigen Ort auf die richtige Weise mit den richtigen Orten.
    Nicht gegen Mitgliedschaft in der richtigen Organisation.
    Nicht gegen einen richtigen Lebenswandel.
    Nicht gegen „positives Denken“ oder „richtiges Atmen“.
    Nicht gegen tägliches Bibellesen.
    Nicht gegen Taufe.
    Umsonst. Ohne Voraussetzungen. Ohne Vorbedingungen. Einfach so.
    Und wenn du magst: Heute. Jetzt. Hier. Jesus, der Auferstandene, ist gegenwärtig.
    Öffne deine Hände und halte sie unter die Quelle.
    Öffne dich und stelle dich unter die Gegenwart Jesu.
    Sie verbunden mit der Quelle des lebendigen Wassers, das in dir selbst zur Quelle wird – einer Quelle, die reinigt, entgiftet, erfrischt, heilt und nährt. Zur neuen Quelle deiner Gemeinschaft mit Gott, mit anderen und mit dir selbst: Heilsam, heilend und heiligend.

 

 

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