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Inmitten der eigenen Alltagsbedingungen und Aktivitäten: Kirche muss religiöse Erfahrungen nicht erzeugen

Impuls MCC Köln, 22. Mai 2022
Ines-Paul Baumann

Matthäusevangelium 13,44-46

Keine Wurfsendungen, keine Plakate, keine Stände in Fußgängerzonen, keine Kurse, keine Fernsehansprachen:
In der heutigen Bibellesung finden Menschen zu Gott ganz ohne spezielle Programme und Maßnahmen.

Keine Kirchen, keine Gemeindesäle, keine Altäre, keine Lobpreisbühnen, keine Meditationskissen:
In der heutigen Bibellesung finden Menschen zu Gott ganz ohne spezielle Orte und Einrichtungen.

Die °Welt Gottes ist mit einem Schatz zu vergleichen, der im Acker versteckt war. Jemand fand den Schatz, versteckte ihn und geht voll Freude los, verkauft alle Habe und kauft jenen Acker. Die °gerechte Welt Gottes ist auch einer Person zu vergleichen, die Handel treibt und auf der Suche nach schönen Perlen ist. Als sie eine kostbare Perle fand, ging sie los, verkaufte alle Habe und kaufte sie.

Matthäusevangelium Kapitel 13,44-46 (Bibel in gerechter Sprache)

Die eine Person findet die Welt Gottes in einem Acker. Erdiger und irdischer geht es kaum. Im Acker zu wühlen ist Drecks-Arbeit: Hinterher sind die Hände schmutzig. Hier geht es handfest zu. Es geht um Lebens-Grundlagen, um das Alltäglichste des täglichen Brotes.

Die andere Person findet die Welt Gottes ebenfalls inmitten ihres Alltags: Sie treibt Handel, verdient damit ihr Geld. Inmitten ihres täglichen Tuns hält sie Ausschau, und plötzlich ist die kostbare Perle da: Der eine wertvolle Fund.

Die eine Person scheint eher zufällig zu finden. Die andere war auf der Suche. Beide Wege können zu Gotteserlebnissen führen. Aber in beiden Fällen entstand dieses Erleben aus dem eigenen, täglichen Zusammenhang heraus, inmitten der eigenen Alltagsbedingungen und Aktivitäten.

Und für beide war dieses Erleben von Freude begleitet, frei von jeglicher Angst und jeglichem Druck. Es war Freude, die zu lebensverändernden Entscheidungen und zu einem kompletten Austausch des Werte-Systems führte.

Die Theologin Dr. Sabrina Müller beschreibt genau das aus ihren Forschungen heraus:

„Gelebte Theologie gründet in der Erfahrungswelt und Lebensrealität der Menschen. (…) Eine religiöse Erfahrung stösst Veränderung an, sie beinhaltet eine lebensverändernde Dimension und das persönliche Sinnsystem verändert sich. (…) So sind die Erfahrungen ganz etwas anderes als das, was als kirchliche Inszenierung bezeichnet werden könnte (…)“

Dr. Sabrina Müller: „Gelebte Theologie“ (2019), S. 33 u. S. 46 u. S. 48

Religiöse Erfahrung ist also keineswegs auf Gottesdienste und Andachten angewiesen oder auf sie beschränkt. Aufgabe der Gottesdienste und Andachten kann aber sein, für diese Erfahrungen einen Bezugsrahmen anzubieten, einen Resonanzraum: Zum einen können Gottesdienste Ausdrucksweisen zur Verfügung zu stellen, um Erlebtes als religiös wahrnehmen und verstehen zu können. Und zum anderen kann diesen Erlebnissen in Gottesdiensten auf eine Weise Ausdruck verliehen werden, die Glauben ausdrückt.

Aus den Erfahrungen heraus entsteht also durch den Austausch mündiger, sprechfähiger und durchdachter Glaube – der aber stets in Alltagserfahrungen gründet und mündet. Ziel ist hier nicht Kirchenzugehörigkeit. Das Mittel ist hier nicht, dass eine Glaubenslehre angenommen und befolgt werden muss. Und ebensowenig müssen unsere Gottesdienste und Andachte religiöse Erlebnisse erzeugen, herstellen, wecken oder vermitteln.

Aufgabe von Kirche ist vielmehr das Bereitstellen von Deutungsangeboten, dass Menschen den Schatz in ihrem Acker erkennen, wenn sie auf ihn stoßen. Und dass Menschen das neue Sinnsystem einordnen und ausdrücken können, das ihnen mit dem Fund der kostbaren Perle eröffnet ist.

L: Gott, wir bringen vor dich und uns, was in den Alltagsbedingungen und Aktivitäten global auf dieser Erde los ist.
Stille
L: Gott, wir bringen vor dich und uns, was in den Alltagsbedingungen und Aktivitäten innerhalb und außerhalb der Grenzen unserer Staaten los ist.
Stille
L: Gott, wir bringen vor dich und uns, was in den Alltagsbedingungen und Aktivitäten in unserem direkten Umfeld los ist.
Stille
L: Gott, wir bringen vor dich und uns, was in den Alltagsbedingungen und Aktivitäten in der MCC weltweit und in der MCC Köln los ist (bzw. in anderen Gemeinschaften, in denen wir unseren Glauben finden, gestalten oder suchen).
Stille
L: Gott, wir bringen vor dich und uns, was in den Alltagsbedingungen und Aktivitäten bei uns selbst los ist.
Stille

L: Lasst uns beten in Anlehnung daran, wie Jesus Christus uns zu beten gelehrt hat.
(…)

 

 

 

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