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Warum Jesus mit Leuten zusammen is(s)t, die so gar nicht ins Schema der Frommen und Religiösen passen.

Predigt MCC Köln
Ines-Paul Baumann

Mk 14,17-25: Abendmahl, Judas

Alles ist erlaubt – aber nicht alles nützt. Alles ist erlaubt – aber nicht alles baut auf. Denkt dabei nicht an euch selbst, sondern an die anderen.
1.Kor 10,23-24 (E)

Wenn Paulus an „die anderen“ denkt und überlegt, was ihnen nützt und sie aufbaut, meint er nicht nur die Gläubigen. Er achtet auch immer darauf, was die Ungläubigen denken – nicht in Bezug auf seinen eigenen Ruf („was denken die jetzt von mir?“), sondern in Bezug auf Jesus: „Was denken die jetzt von Jesus? Wie kann mein Verhalten dazu beitragen, dass diejenigen, mit denen ich gerade zusammen bin, etwas von Jesus mitbekommen und verstehen? Wie beeinflusst mein Verhalten, welchen Ruf Jesus bei ihnen hat?“

„Alles ist erlaubt, sagt ihr“ – das ist der Ruf, den die christliche Gemeinde in Korinth damals hatte. Jesus selbst hatte so einen Ruf zu seinen Lebzeiten.
Er heilte an Tagen, an denen das die Frömmigkeit verbot;
er und seine Jünger aßen, wenn andere fasteten;
und sie hatten Umgang mit den „falschen Leuten“ (Sünder, Ausgestoßene, Kranke, Prostituierte, Arme, Reiche, Menschen aus anderen Kulturen, Menschen nicht des gleichen Geschlechts, …).
Jesus und seine Jünger stellten eine Menge an, das sie eher in Verruf brachte, als dass es ihnen einen guten Ruf bescherte. In anderen Kreisen wiederum eilte ihnen genau deswegen so ein guter Ruf voraus. „Die haben keine Angst vor Autoritäten!“ – „Jesus wird sich meiner bestimmt annehmen!“ – „Der hatte keine Angst vor den Gepflogenheiten!“

Mit den Gepflogenheiten hatte es die Gemeinde in Korinth auch nicht so. „Alles ist erlaubt, sagt ihr!“, wirft Paulus den Korinthern geradezu vor. Paulus selbst trug maßgeblich dazu bei, diese Freiheiten wieder einzuschränken – aus Angst davor, dass die Gesellschaft die Christen nicht ernst nehmen würde. Da mussten die Frauen dann doch wieder die Rolle einnehmen, die ihnen die Gesellschaft zugeteilt hatte – auch wenn die so anders war, als die, wie Jesus mit Frauen umgegangen war.
(Obwohl ich manchmal nicht weiß, ob die Auswahl von 12 Männern als Jünger nicht auch im schlechten Sinne von gesellschaftlichen Gepflogenheiten beeinflusst war. Was verwundert, wo Jesus im Umgang mit Frauen sonst überhaupt keinen Unterschied erkennen lässt gegenüber seinem Umgang mit Männern.)
Paulus jedenfalls war sehr daran gelegen, die Frauen aus Angst um den Ruf der christlichen Gemeinden wieder zum Schweigen zu bringen. Seine Frage „Was denken die anderen?“ verfolgte er gewissermaßen konsequent – aber auch noch im Sinne Jesu? Bekommen die Menschen damit noch den Jesus zu erleben, wie er ihnen selbst begegnet wäre? Eilt Jesus da auch noch der Ruf voraus, der ihm zu Lebzeiten voraus eilte? Aus meiner Sicht: Nein.

Welchen Ruf haben Christen heute? Von welcher Kirche würden Menschen heute sagen, dass bei ihnen alles erlaubt sei? (Und das auch noch als Vorwurf verstehen, wohlgemerkt!) Ein gutes Beispiel für den Umgang, was unter Christen heute erlaubt ist, ist ihr Umgang mit dem Abendmahl: WEM ist WOMIT die Teilnahme am Abendmahl „erlaubt“?

Ich habe schon die unterschiedlichsten Begründungen gehört, warum Menschen nicht am Abendmahl teilnehmen dürfen. Die Mutter von Troy Perry, dem Gründer der MCC, durfte nicht am Abendmahl teilnehmen, weil sie Lippenstift trug. Es gibt eine große Kirche, in der alle diejenigen nicht teilnehmen dürfen, die nicht Mitglied genau dieser Kirche sind. Manche dürfen nicht am Abendmahl teilnehmen, weil sie geschieden sind. Oft dürfen nur diejenigen teilnehmen, die christlich getauft sind. Andere erlauben sich selber nur die Teilnahme am Abendmahl, wenn die Person, die es einsetzt, ein Mann ist, ordiniert ist und richtig im Amt ist (was Jesus übrigens ausgeschlossen hätte als jemanden, der das Abendmahl einsetzen dürfte, denn er hatte überhaupt keine religiöse Ausbildung abgeschlossen und hatte keinerlei religiöses Amt inne). Viele schließen sich selber vom Abendmahl aus, weil sie sich nicht würdig genug fühlen – vielleicht hatten sie letzte Nacht Sex oder waren am Vormittag schon zu einem anderen Abendmahl. Oder sie finden, das Abendmahl wird mit den falschen Zutaten gefeiert („Es MUSS roter Wein sein!“). Oder sie finden, die falschen Leute nehmen daran teil („Also, wenn DIE zum Abendmahl geht, dann gehe ICH da nicht hin!“). Welche Beispiele fallen euch noch ein?

Was von alledem lässt sich mit dem Abendmahl begründen, auf das wir uns berufen – das Abendmahl, von dem die Evangelien berichten, wie Jesus selbst es gefeiert hat? Im Markus-Evangelium ist es so beschrieben:

Als es Abend wurde, kam Jesus mit den Zwölf. Während sie nun bei Tisch waren und aßen, sagte er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern, einer von denen, die zusammen mit mir essen. Da wurden sie traurig und einer nach dem andern fragte ihn: Doch nicht etwa ich? Er sagte zu ihnen: Einer von euch Zwölf, der mit mir aus derselben Schüssel isst. Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre. Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, reichte ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus. Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Amen, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes.(Mk 14,17-25)

Jesus weiß, dass einer ihn verraten wird. Die anderen Evangelien berichten, dass er sogar weiß, wer. Und alle Evangelien berichten übereinstimmend, dass Jesus genau diesem das Brot und den Kelch reicht. Jesus teilt das Abendmahl mit seinem Verräter. Er schließt ihn nicht vom Abendmahl aus, er bezieht ihn mit ein.

Was macht Jesus da?

Wenn heute jemand hier reinkäme und sagt: „Ich komme nicht klar mit eurer Kirche, ihr müsst verschwinden, heute nacht zünde ich eure Halle hier an!“ – würden wir sagen: „Naja, schade, aber bleib doch kurz hier und feier vorher noch mit uns Abendmahl!“

Wenn Ausschluss vom Abendmahl die erste und wichtigste Disziplinarmaßnahme ist, warum gibt Jesus dem Judas dann nicht einen Warnschuss und sagt: „Heda, mein Junge, du bist durchschaut. Du hast Übles im Sinn und bist damit leider ausgeschlossen von dem, was wir hier tun.“

Wäre das nicht wichtig gewesen, damit die Kirchen später ein Vorbild haben, wie sie mit denjenigen in ihren eigenen Reihen umgehen sollen, die ihren Glauben verraten und nicht mehr so handeln, wie Jesus es von uns will?

Nun – genau das hat Jesus getan: Er hat uns ein Vorbild gegeben, wie wir mit denen umgehen sollen, die nicht mehr so handeln, wie Jesus es von uns will. Ich fürchte, anders kann man das gar nicht verstehen. Wenn wir selber sagen, dass wir Jesus zum Vorbild für unser Handeln nehmen wollen, dann müssen wir ihn auch hier als Vorbild für unser Handeln nehmen. Und wenn Jesus den, der sich gegen ihn stellen wird, nicht vom Abendmahl ausschließt, sondern ihn – wissentlich! – in seine Gemeinschaft beim Abendmahl einbezieht: Welches Recht haben wir dann heute, es anders zu handhaben?

Vielleicht sehen wir Judas als Sonderfall. Vielleicht denken wir sogar, der Verrat von Judas „musste sein“, war also Teil von Gottes Plan, und damit war Judas ja sozusagen immer noch an Gottes Seite. Gott BRAUCHTE Judas quasi, um „seinen Plan“ mit Jesus zu vollenden.
Ob Jesus mit dieser Schtweise einverstanden gewesen wäre? („Alles klar, Gott, verrate mich ruhig. Wie schön, dass Judas dir gehorcht!“)
Ob Judas mit dieser Sichtweise einverstanden gewesen wäre? Habt ihr mal einer Person, die absolut gegen Kirche ist, erklärt: „Ach, weißt du, du bist sicher auch Teil von Gottes Plan!“? (Es gibt Christen, die machen das tatsächlich und meinen es auch noch so – ganz im Guten…) Die Person wird sich nicht gerade ernst genommen fühlen.
Natürlich hat Judas in den Evangelien eine eigene Stellung und es lohnt sich durchaus, das mal gesondert in den Blick zu nehmen. Aber kommen wir damit aus der Sache raus? Waren alle anderen beim Abendmahl die tadellosen Christen, wie sie heute beim Abendmahl so gerne gesehen werden?

Die ganzen Erzählungen vom Abendmahl sind eingerahmt von Begebenheiten, die uns das Gegenteil davon vermitteln. Alle Erzählungen vom Abendmahl sind eingerahmt von Situationen, in denen Jesus mit Leuten zusammen is(s)t, die so gar nicht ins Schema der Frommen und Religiösen passen.

Fangen wir an im Markus-Evangelium: Das Markus-Evangelium schildert direkt vor dem Abendmahl, wie Jesus bei einem Aussätzigen zu Besuch ist (ein Unreiner! Umgang verboten für die Frommen!), und dann kommt auch noch eine Frau dazu, die wertvolles Öl damit verschwendet, es Jesus auf’s Haupt zu gießen, statt damit die Armen zu unterstützen. Und was macht Jesus da? Er isst mit ihnen.
(Und an welcher Stelle platziert das Markus-Evangelium die Worte: „Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man dies hochhalten zum Gedächtnis?“ Beim kurz darauf geschilderten letzten Mahl? Nein, da fehlen diese Worte im Markus-Evangelium. Hier, beim Essen Jesu mit dem Unglücklichen mit der Pest am Hals und der Verschwenderin steht es, dass Kirchen daran zum Gedächtnis erinnern werden!)

Aber weiter: Was passiert bei Markus direkt nach dem letzten Mahl? Richtig, Petrus macht einen auf dicke Hose und verspricht, Jesus natürlich NIEEEE zu leugnen. Drei Mal tut er kurz darauf so, als hätte er Jesus überhaupt nie gekannt.
Was passiert danach? Jesus geht in den Garten Gethsemane und betet. Und die beiden Jünger, die er mitgenommen hat? Pennen ein.
Danach kommt die Gefangennahme Jesu, und einer seiner Jünger zückt ein Schwert und haut einem der Gegner ein Ohr ab.
Mit wem von denen würdet ihr am liebsten Abendmahl feiern wollen? Mit dem, der außer in der Gemeinde nicht dazu steht, dass er Christ ist? Mit der, die im Gottesdienst immer gähnt und manchmal einschläft? Oder mit dem, der einer radikalen atheistischen Gruppe, die seiner Gemeinde mal das Kreuz weggenommen hat, ihrerseits die Stromkabel geklaut hat?
Ein offenkundiger Feigling, eine offenkundig Desinterssierte, und ein Rachsüchtiger, der offenkundig nie was von Feindesliebe gehört hat – neben wem wollt ihr beim Abendmahl am liebsten stehen?

Und das war jetzt nur Markus. Im Matthäus-Evangelium ist es ganz ähnlich, und bei Lukas haben die Jünger direkt nach dem Abendmahl nix besseres zu tun, als einen Streit vom Zaun zu brechen, wer unter ihnen der Größte sei. Ich möchte uns mal sehen, wenn wir hier vom Abendmahl auf unsere Plätze zurückgehen und noch bevor wir sitzen darüber zanken, wer in der MCC der Wichtigste und Beste ist und am meisten gelten soll. (Nun ja, zugegebenermaßen wäre das in den Augen mancher nur eine weitere Szene, wo es in der MCC mehr menschelt als es Christen im allgemeinen dürfen. Da ist die MCC dem Ruf der Korinther durchaus manchmal nahe: „Da ist wohl alles erlaubt!“ Die Jünger können froh sein, dass sie nicht in einer MCC waren, sonst würde hr Verhalten sicher etwas anders beurteilt werden – und aus den heiligen Superjüngern würden plötzlich ganz normale Menschen mit ganz normalen Problemen… *g*)

Aber zurück zu den Evangelien. Auch schön bei Lukas ist direkt im Anschluss an den Streit der Satz von Jesus zu lesen, wo er zu Petrus sagt: „Weißt du, mein Guter, ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Wenn ich vom Abendmahl komme und einer sagt zu mir: „Ach, lieber Ines-Paul, ich bete für dich, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ – ich würde doch denken: Hallo? Wie kommt der auf die Idee? Was sollen die anderen denn jetzt denken? „Hat der Probleme mit seinem Glaubensleben? Und DER war beim Abendmahl?!“

So geht es weiter, selbst als Jesus auferstanden ist: Thomas, der Zweifler. Will nicht mal glauben, dass Jesus auferstanden ist. Soll so jemand zum Abendmahl?

Ich möchte euch vorlesen, wie das Johannes-Evangelium diese ganzen Szenarien einleitet (Joh 13,1):

Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.

„So liebte er sie – bis ans Ende.“
Und meint nicht, dass das Judas nicht mit einbezog. Johannes schreibt direkt weiter:

Und beim Abendessen, als schon der Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten, Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging, da stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war.

Das war die Antwort Jesu. Nachdem er jahrelang seine Zeit und Energie und Geduld mit diesen Menschen geteilt hatte und sie immer noch so weit entfernt waren davon, Superchristen zu sein, wäscht er ihnen, kurz bevor alles noch schlimmer kommt, die Füße als Zeichen seiner Liebe und seines Dienstes an ihnen.

Hatte Jesus geirrt bei der Wahl an Leuten, die er zur Nachfolge berufen hatte? Hätte er sich vorher vielleicht ein bisschen besser erkundigen sollen, was für Leute er sich da aussuchte? Was für einen Charakter die hatten? Wann hat er wohl kapiert, was Judas vorhatte?
Und wann hat Judas kapiert, was da in ihm für Gedanken heranwuchsen? Hat er sie zuerst zu verdrängen versucht? War er selber überrascht, was für Ideen da in ihm reiften?
Woher kamen diese Pläne? Was war Judas‘ Motivation?

Manche unterstellen Judas, dass er zu materialistisch war und das Geld haben wollte. Ist Judas damit „besonders böse“? Was machen Menschen heutzutage nicht alles für Geld?

War Judas neidisch auf andere Jünger, die näher an Jesus dran waren als er?

War er desillusioniert und hatte seinen Glauben verloren, weil Jesus einfach nicht dafür sorgte, das sich die Welt wirklich veränderte? Ein paar Heilungen waren alles, was Jesus bewirkt hatte. Die Römer waren immer noch an der Macht, die religiösen Piesacker waren immer noch religiöse Piesacker, die Gewalttätigen waren immer noch gewalttätig und die Duckmäuser waren immer noch Duckmäuser. Sollte Jesus nicht der Retter sein, der Retter der Welt? Das Reich Gottes bringen? Warum hat er dann keine Revolution gestartet, es nicht mal versucht? Gab es deswegen vielleicht Differenzen zwischen Judas und Jesus? Waren die Unterschiede seiner Ansicht nach so groß geworden, dass sie unüberbrückbar waren? Wollte er Jesus herausfordern? Ihn zwingen, endlich mal Stellung zu beziehen, sich zu wehren, ein Zeichen zu setzen?

Oder war Judas einfach krank; vielleicht war er schizophren?

Wir wissen es nicht. Aber keiner dieser Gründe macht aus Judas den besonderen, abgrundtief bösen Menschen, von dem wir uns so einfach distanzieren können. Alles, was die Evangelien beschreiben von Judas und den Jüngern, kann in jeder Gemeinde heute auch passieren. Die Macht des Geldes, der Neid auf Nähe und Freundschaften, enttäuschte Hoffnungen, was Gott nicht alles ändern sollte – alles davon gibt es in jeder Gemeinde. Und in jedem Menschen. Was Judas und die Jünger getan haben, schlummert in jedem von uns. Je sicherer wir uns fühlen, desto eher vielleicht. Wie bei Petrus. Und selbst der, der sich so sicher fühlte, ist irritiert, als Jesus im Kreis seiner Jünger sagt, dass einer von ihnen ihn verraten wird. Jeder von ihnen, jeder!, fragt sich: „Doch nicht etwa ich?“

Erzählen die Evangelien das alles, um uns Angst zu machen? Nein, ich glaube, sie erzählen es aus einen ganz anderen Grund: Um uns die bedingungslose Liebe Jesu zu zeigen. Selbst da, wo das alles passiert, lädt Jesus die Beteiligten zum Abendmahl ein.

Lasst uns einen kleinen Film ansehen. In dem Film werden Menschen zu sehen sein. Denkt dabei einfach mal nach: Wer von ihnen ist „schlimmer als Judas“? Gibt es einen dieser Menschen, den Jesus vom Abendmahl ausschließen würde?

[FILM]

Vielleicht sagen wir: Klar können die alle zum Abendmahl kommen. Meiner Erfahrung nach meinen wir dabei aber meistens: Klar können die sich alle bekehren – und DANN zum Abendmahl kommen. Natürlich lädt Jesus alle ein! – nämlich zum Glauben zu kommen. Und erst DANN zum Abendmahl. Natürlich lädt Jesus alle ein – sich zu bessern, sich zu ändern, sich auf die Sache Jesu einzulassen – und DANN dürfen die alle auch zum Abendmahl kommen. Ist diese Voraussetzung, diese Reihenfolge wirklich Jesus-gemäß?

Jesus hat selbst den, der sich gänzlich gegen ihn stellte, nicht vom Abendmahl ausgeschlossen. Jesu Liebe galt auch Judas. Auch noch, als der sich gegen ihn stellte. Jesus hat ihn nicht weggeschickt, Jesus hat ihn nicht ausgeschlossen. Genau so wenig wie die anderen Jünger, die so menschelten und so weit davon entfernt waren, Superchristen zu sein.

Als Jesus den Judas und die anderen Jünger berufen hat, hat er sie bewusst ausgesucht. Sie, gerade sie, die normalen Menschen, die mit Fehlern und Macken, die mal versagen und mal hochmütig sind, die sich streiten und die Fragen stellen, gerade sie hat er angesprochen und eingeladen und mit hineingenommen in seine Erlösung und sein Wirken.
Jesus will nicht einfach die Superfrommen erlösen, sondern die gesamte Menschheit.
Jesus wusste damals genau, wen er berief. Wem er zutraute, seine Sache in seinem Namen weiterzuführen.

Jesus weiß auch heute genau, wen er beruft. Wem er heute zutraut, seine Sache weiterzuführen. Wen er heute einlädt in seine Gegenwart.
Jesus weiß, warum du heute hier bist.
Jesus weiß, warum er dich heute einlädt, im Abendmahl an seiner Gemeinschaft teilzuhaben. Und zur Mitarbeit. In seinem Namen und in seiner Nähe.
Genau so wie diejenigen um dich herum.

(Danke an John Henson für seine Ausführungen „Communion with the Traitor“ in: „Other Communions Of Jesus“)

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