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Fasten von inneren und äußeren Stimmen, die uns von Gott fernhalten (Beginn der Fastenzeit)

Predigt MCC Köln, 1. März 2020
Manfred Koschnick

Hiob 42,1-10

Geliebte Gemeinde!

Das Thema heute ist Fasten. Nach dem Highlight letzten Sonntag – alle sollten sich Ines-Pauls Predigt mal durchlesen – , wähle ich bewusst denselben Bibeltext vom letzten Sonntag. Dort sagt Hiob zu Gott: „Darum bekenne ich, dass ich habe unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. So höre nun, lass mich reden; ich will dich fragen, lehre mich! Ich hatte von dir mit den Ohren gehört; aber nun hat dich mein Auge gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche“.

Staub und Asche – Aschermittwoch – Fastenzeit.

Wovon fastet Hiob? Er fastet von den Ratschlägen seiner Freunde, über die Gott sagt: „Mein Zorn ist ergrimmt über dich und deine zwei Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.“ Was haben sie getan? Sie haben so gut es ging, die Theologie ihrer Zeit zitiert, gepredigt und diese Hiobs Klagen entgegen gestellt. So entstand ein extrem langer Dialog, ich glaube, der längste der ganzen Bibel. Hiob fastet von seiner Klage und den Angriffen gegen Gott.

Ich bin Prediger. Wovon kann ich fasten? …genau! Vom Predigen. Ihr seid Zuhörer. Wovon könnt Ihr fasten? Genau! Vom Zuhören.

Jede und jeder hat aber auch Prediger und Zuhörer in sich selbst. Es sind unsere nie zur Ruhe kommenden Gedanken, ein ständiges leeres Geschwätz über die jeweils immer gleichen Themen: Z.B. Bin ich gut genug? Gibt es einen Gott? Ist meine Frau wirklich treu? Werde ich gerecht behandelt? Warum bekomme ich nicht mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit? usw…Und dann gibt es die nie zum Ziel führenden immer gleichen zum Teil destruktiven Antworten aus der Kindheit, die das Fragekarussel und die Predigt am Laufen halten.  Könnten wir nicht einmal von diesem elenden Geschwätz in unserm Kopf fasten?!  Das wäre geistige Keuschheit. Das wäre Unschuld! Könnten wir das Geschwätz der inneren Prediger ignorieren und hinter das leere Geschwätz sehen?

Wir würden da z. B. das Bewusstsein von Würde, den mehr oder weniger verletzten oder vergifteten Schamkern unserer Psyche finden. Und dahinter eine leise Ahnung von unserer unverletzbar unsterblichen Seele. Und dahinter vielleicht einen Hauch einer Ahnung von dem  eigentlichen für uns brennend  liebenden Herz, – dem Heiligen Geist, Jesus und Gott. Und da ist alles still, ist alles gut, – wirklich alles gut! Ich hab’s mal gesehen und kann es bezeugen – wie Hiob.  Lächerlich, das unweise leere Geschwätz in unserm Kopf, so unwichtig angesichts des eigentlich Wesentlichen.

Neulich, ca. vor 10 Tagen, flehte ich in einer leidvollen Notsituation zu Gott, er möge mich aus jener bestimmten  Not erlösen. Da dachte ich zugleich an die 6 Mio. von den Nazis ermordeten Juden, die Gott nicht vor der Gaskammer oder Hinrichtung beschützt und gerettet hat. Und es kam mir angesichts des millionenfachen Leids, das Gott nicht verhindert hat, wie von oben das Bild eines Gesichts mit einem Stille gemahnenden Finger vor den Lippen und ich fing an zu staunen über einen Gott, der größer ist als unsere christlich menschliche Moral, von der wir engstirnig (verhüllt mit Unverstand) überzeugt sind, dass es auch Gottes Moral sei .Gott fragt Hiob :Wo warst Du, als ich das Sternbild des Orion in den Himmel gesetzt habe? Hiob sagt: „Ich erkenne, dass du alles vermagst,  – …und nichts, (von dem) was du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Unverstand?“ Damit sind seine und der Freunde teils klugen und weisen Gedanken gemeint. Damit ist Hiob gemeint.

Geliebte Gemeinde, bringen wir doch unsere klugen Gedanken zum Schweigen. Nehmen wir sie wahr, aber mischen wir uns nicht ein. Fasten wir vom Predigen und Zuhören – wenigstens für 5 Minuten.  Die Klangschale zeigt uns, wann die 5 Minuten anfangen und um sind.

– GONG. …..   5 min. …..  GONG! –

Geliebte Gemeinde!

Jeder von uns hat mal gehört, dass die Entscheidungen der Herrschenden zu hoch seien, als dass wir kleinen Leute, das gemeine Volk sie verstehen könnten. Da könnten wir gar nicht mitreden.  –  So wird das Volk entmündigt.

Lassen wir uns von den Versen „Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Unverstand? Darum bekenne ich, dass ich habe unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe.“, nicht religiös und/oder politisch entmündigen.

Hiob spricht von seinem unerklärlichen Leid, nicht von unserem und nicht den politischen  Entscheidungen der heute Herrschenden! Man kann die Konzentrationslager der Nazis soziologisch erklären!

Manchmal muss man auch von Hilflosigkeit, Unwissenheit und Unmündigkeit fasten, auch gegenüber Gott und seinem Personal.

Ein jegliches hat seine Zeit. Ein jegliches hat seinen Ort. Aschermittwoch ist nur ein Datum.

Ob der Feiertag gerade zu Deiner jetzigen spirituellen Entwicklung passt, steht auf einem ganz anderen, einem viel größeren Blatt als dem des Kalenders.

Ich wünsche Euch eine reiche Fastenzeit!

Amen

 

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