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Die Heilige Nacht war keine stille Nacht. (Impuls zum 3. Advent)

Impuls UFMCC, 3. Advent 2018
Rev. Elder Ines-Paul Baumann

Glaub die Lügen nicht. Es war keine stille Nacht. Die Stadt war voll und lebhaft, als die Menschen zur Volkszählung kamen. Zweifellos waren Leute damit beschäftigt, ihre Freunde und Familien einzuholen. Maria lag in den Wehen. Ihre Schreie und die Schreie des Neugeborenen hätten jede Stille durchdrungen, die dort gewesen wäre. Monate zuvor schrie Maria ihr Lob heraus. Elisabeth und das Baby Johannes in ihrem Leib reagierten auf Maria und die Gegenwart der göttlichen Liebe. Marias “Magnifikat” ist ein Lied von Kraft und Hoffnung. Maria kannte die Wahrheit und würde nicht zum Schweigen gebracht werden. Sie sang frei heraus und berief sich auf die göttliche Kraft in ihr.
Bringen dich deine Umstände zum Schweigen?
Bringst du andere zum Schweigen?
Forderst du deine Wirklichkeit und Möglichkeiten ein?
Reagierst du auf den Geist Christi in anderen?

Aus dem “2018 ADVENT TOOLKIT for MCC CHURCHES”
https://www.mccchurch.org/creative-resources-mcc-advent-toolkit/

 

Als guter Christ habe ich schon früh versagt. Ich erinnere mich an die “Stille Zeit”. Alle guten Christen um mich herum standen früh auf (laaange vor dem Frühstück), um zu beten und Bibel zu lesen. Und ich? Ich schlief immer wieder ein. Wie oft habe ich es versucht! Ich war wirklich bereit, Jesus nicht nur mein Leben zu geben, sondern sogar meine Morgenstunden!

Ich dachte nach. Und mir wurde klar: Ich würde offensichtlich einen Gott brauchen, der mit mir nicht nur den Tag vorbereitete, sondern den ganzen Tag über bei mir war. Ich musste auf einen Gott bauen, die nicht nur VOR dem Alltag bei mir war, sondern auch mitten IM Alltag. Die Gegenwart Gottes würde mir nicht nur morgens in der Stille begegnen dürfen, sondern müsste auch im Lärm des Lebens bei mir sein. Wenn ich Gottes Gegenwart in meinem alltäglichen Leben erleben wollte, durfte ich nicht nur abseits des alltäglichen Lebens danach suchen.

Mit großer Erleichterung las ich die Evangelien. Sicher, auch darin gibt es Momente der Stille und der Ruhe. Aber zum größten Teil fanden die Menschen Jesus inmitten ihres Lebens. Auf den Straßen. An den Rändern. Inmitten von Leid und Nervereien. Während sie essen und trinken, gehen und diskutieren, oder das Dach von einem Haus einreißen. (Stellt euch das mal während eines Gottesdienstes vor! „Pssst! Wie sollen wir denn Jesus zuhören, wenn ihr so laut seid?!“) Jesus hat sie nicht zum Schweigen gebracht. Er hörte zu, antwortete, und teilte ihr Leben. Und als sie alle ganz staubig waren vom Dreck des eingerissenen Daches, hat er eine Heilungs-Session hingelegt.

In MCC finde ich beides. Ja, wir finden Gottes heilige Gegenwart inmitten ehrfurchtsvoller Stille und Ruhe. Aber wir finden Gottes heilige Gegenwart auch inmitten unseres Lebens, unserer Kämpfe, unserer Nächsten, unseren Stimmen und all den „Baustellen“, die uns diese Welt abverlangt. Es mag dreckig und laut werden, wenn wir Mauern einreißen, insbesondere die, die uns von Gerechtigkeit, Vielfalt und Gottes Liebe abhalten wollen. Wie oft sollen Menschen sich lieber ruhig und still verhalten – nicht nur IN Kirchen, sondern auch WEGEN Kirchen. Nicht nur während eines Gottesdienstes, sondern ihr ganzes Leben lang.

Aber Gott wurde nicht Mensch, damit wir uns nun vom Menschsein abwenden müssen, von unserer Wirklichkeit, unseren Bedürfnissen und Nöten, oder von einander. An Weihnachten feiern wir, dass wir Gott nun inmitten unseres Menschseins finden können, inmitten unserer Nöte und Bedürfnisse, und in einander. In Jesus wurde Gott Mensch und menschlich. Folgen wir ihm nach!

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