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Wer/was ist dein Maß aller Dinge? Und wer darf noch in deinem Lande wohnen?

Predigt MCC Köln, 30. Nov 2014
Matthias Fritsch

Jeremia 23, 5-8: „Gegen die bösen Hirten. Verheißung eines gerechten Königs“

5 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. 6 Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: »Der HERR unsere Gerechtigkeit«.
7 Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der HERR, dass man nicht mehr sagen wird: »So wahr der HERR lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!«,
8 sondern: »So wahr der HERR lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel herausgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte.« Und sie sollen in ihrem Lande wohnen.

Jeremia 23 (Luther 1984)

Von Gott geliebte Gemeinde,

das neue Kirchenjahr beginnt. Es ist erster Advent und wir dürfen heute die erste Kerze anzünden. Die Adventszeit bereitet uns auf die Geburt von Jesus Christus vor. Der heutige Predigttext ist aus dem Alten Testament. Also aus einer Zeit vor Jesu Geburt.

Jeremia war ein Prophet lebte von ca. 626 v. Chr. Bis ca. 580 v. Chr. Zur geschichtlichen Einordnung, das babylonische Exil startete mit der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier ca. 597 v. Chr. und dauerte 70 Jahre. Jeremia erlebte also die Zeit der Verschleppung mit. (Quelle: Wikipedia)

Was hat dieser alte Text mit einem Ereignis 600 Jahre später zu tun? Dazu lesen wir noch einmal Vers 5 indem es heißt: 5 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will.

Wir Christen glauben, dass mit dem in Jeremia 23, 5 genannte „Spross“ Davids eben dieser Jesus Christus gemeint ist. Jesus war ein Nachfahre Davids und im Hinblick auf diesen Vers wird auch klar, warum Jesus oft Nachfahre Davids genannt wurde. Der Blinde bei Jericho schrie zum Beispiel: Lukas 18, 38: „… Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Ein Nachfahre Davids war Voraussetzung dafür, dieser „Spross“ zu sein, von dem hier gesprochen wird.

Nun schauen wir uns an wie es weitergeht.

Wie wird dieser Spross charakterisiert?
Vers 5b: Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Jesus Christus ist also ein König, und er wird regieren. Nicht nur das, er wird auch Gerechtigkeit ausüben.
Weiter in Vers 6:
6 Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: »Der HERR unsere Gerechtigkeit«.

Hier tauchen nun Juda und Israel auf. Im heutigen Sprachgebrauch reden wir von Juden, mit denen wir den jüdischen Teil der Bewohner des Staates Israel bezeichnen. Ebenso sind Juden heute zutage Gläubige der jüdischen Religion. Damals waren Israel und Juda allerdings die Bezeichnung für zwei Staaten, das Nordreich Israel und das Südreich Juda. Es wird prophezeit, dass diese sicher wohnen werden. In der Geschichte gab es sehr wenig Zeiten in denen Israel oder seine Nachfahren sicher wohnen konnten. Bis heute ist dies nicht wirklich der Fall.

Der zweiten Teil des Verses handelt wieder von Jesus, er bekommt einen Namen, nämlich „Der Herr unserer Gerechtigkeit“. Hierbei handelt es sich vermutlich nicht um einen normalen Vornamen, sondern um einen Ehrennamen. Ja vielleicht handelt es sich sogar um noch mehr als um einen Namen, sondern um etwas wie das Sprichwort: „hier ist der Name Programm“ . Der Herr ist unserer Gerechtigkeit. Nicht wir sind die Gerechtigkeit – das Maß der Dinge – nein der Herr ist es. Jesus ist das Maß aller Dinge. Er ist Gerechtigkeit für zwei getrennte Staaten die früher ein Staat waren. Er ist auch Gerechtigkeit im Angesicht von Krieg und Verschleppung.

In Vers 7 hören lesen wir: 7 Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der HERR, dass man nicht mehr sagen wird: »So wahr der HERR lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!«,
Anscheinend gab es damals ein Sprichwort, das sich auf den Auszug der Israeliten aus Ägypten bezog, und dies auf den lebendigen Gott bezog. Dieses Sprichwort soll dann wenn der Spross herrschen wird nicht mehr aktuell sein. Stattdessen wird man dann sagen, was in Vers 8 gesagt wird:
…8 sondern: »So wahr der HERR lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel herausgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte.« Und sie sollen in ihrem Lande wohnen.
Gott wird die Nachkommen des Hauses Israels aus dem Lande des Nordens zurückholen. Er wird sie auch aus allen anderen Ländern, wohin er sie verstoßen hatte zurückholen. Und er wird für sie wieder einen Staat, also ein Land gründen.
Dies ist dann nach 70 Jahren Exil auch passiert, als die ersten Israelitischen Herrscherfamilien wieder ins Land kamen. Dies ist aber auch 1948 passiert, als viele Juden aus Deutschland (aus dem Norden) und anderen Staaten nach Israel kamen und dort einen eigenen Staat gründeten. Es ist eine faszinierende Prophetie dies sich hier offenbart. Man kann das Handeln Gottes spüren und sehen, ja fast anfassen.

Aber sie wirft auch Fragen auf. Denn es ist hier die Rede von Juda und Israel. Was ist denn den mit all den anderen Völkern, in denen es jetzt Christen gibt, die aber nicht jüdischer Abstammung sind. Gilt dieser Vers dann auch für diese? Dürfen diese sich auch auf Gerechtigkeit freuen? Die Antwort ist zweimal „Ja“.

Jesus sagt zu samaritischen Frau am Brunnen in Johannes 4,22, „…denn das Heil kommt von den Juden.“ und (Gott) in 1. Mose 12, 3 zu Abram „…und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.

Dies ist das erste Ja. Und ursprünglich hätte es wohl auch dabei bleiben können.
Manch einer wird vielleicht wissen, dass Jesus eigentlich kam um die Juden auf den rechten Pfad zu rufen, nicht die Heiden. So sagt Jesus zu einer griechischen Frau die Hilfe für ihr Kind benötigte, sehr harte Worte in Markus 7, 27 „… Lass zuvor die Kinder satt werden; es ist nicht recht, dass man den Kindern das Brot wegnehme und werfe es vor die Hunde.
Mit Kinder ist das Volk Israel gemeint. Mit den Hunden wohl der Rest der Welt. Auch wenn uns dies bestürzen mag, so war dies der ursprüngliche Plan. Jesus kommt dennoch direkt im Anschluss zu dieser Aussage ihrer Bitte nach und heilt ihr Kind. Jesus öffnet sich also den Heiden.

Es geht aber noch weiter. In Matthäus 8 macht Jesus eine Prophetie über den Himmel:  11 Und ich sage euch: Viele Menschen werden aus der ganzen Welt herbeiströmen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen.
12 Viele Israeliten dagegen – für die das Reich Gottes eigentlich bestimmt war – werden in die tiefste Dunkelheit hinausgestoßen, wo sie weinen und mit den Zähnen knirschen werden. (Neues Leben)

Wieder sehr harte Worte, nur diesmal sind Menschen aus der ganzen Welt dort, wo das Volk Gottes war. Ja ,vielleicht sind nun Menschen aus aller Welt auch das Volk Gottes?
In Matthäus 22, 8 und 9 hören wir ein Gleichnis über ein Hochzeitsmahl wo der Gastgeber sagt:
8 `Das Hochzeitsmahl ist bereit, und die Gäste, die ich eingeladen hatte, sind es nicht wert, dass ihnen diese Ehre zuteil wird. 9 Deshalb geht hinaus an die Straßenecken und ladet jeden ein, dem ihr begegnet.´
Nochmals harte Wort gegen die ursprünglich geladenen Gäste. Menschen aus aller Welt sind nun so etwas wie das Volk Gottes.

Aber was ist nun mit ursprünglichen Volk Gottes?
Paulus gibt uns hierauf eine Antwort in Römer 11:
11 So frage ich nun: Sind sie gestrauchelt, damit sie fallen? Das sei ferne! Sondern durch ihren Fall ist den Heiden das Heil widerfahren, damit Israel ihnen nacheifern sollte.
Weiter heißt es in Vers 25b und folgende:
Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; 26 und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): »Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob.
27 Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.«

So werden durch den Erlöser aus Zion alle gerettet werden – die Heiden und die Juden. Dieser Erlöser, der Spross Davids, ist kein anderer als Jesus Christus, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern. Dies ist das zweite „Ja“.

So kann uns die erste Kerze am 1. Advent nun auf vieles ein neues Licht werfen. Sie kann uns aber auch neu bewusst machen, dass Gottes Gnade und Friede größer ist alle Vernunft. Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.

Amen

 

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