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Wenn sie allein ist, fühlt sie sich frei. (Ist Gemeinde nur für Leute, die Gemeinschaft suchen?)

Predigt MCC Köln
Ines-Paul Baumann

[1] Anne versteht nicht, warum andere Menschen so gerne die Gesellschaft von Menschen suchen. Sie ist am liebsten allein. Wenn sie allein ist, fühlt sie sich frei – frei von aller Verantwortung und Verpflichtung irgendjemanden gegenüber. Wenn sie allein ist, kann sie niemanden enttäuschen und Erwartungen dürfen unerfüllt bleiben. Wenn sie allein ist, kann sie wirklich in sich hören, und all die anderen Stimmen von außen verstummen. Die Stimmen, die immer irgendwas wollen, die immer irgendwas erwarten – die sie ständig einschränken und ablenken. Anne genießt das Alleinsein. Sie verreist gerne allein, geht gerne alleine in Konzerte oder auf Lesungen, geht gerne alleine spazieren – und manchmal sitzt sie auch einfach nur alleine zuhause auf dem Sofa. Der Fernseher bleibt aus, das Internet auch, und das Telefon ist ausgeschaltet. In diesen Momenten fühlt sie sich wirklich frei und ganz bei sich. Manchmal liest sie vielleicht ein Buch, das sie interessiert – andere gucken ja lieber eine Talkshow, auch das versteht Anne nicht: In den 90 Minuten der Sendung erfährt sie nicht halb so viel über ein Thema wie durch 5 Minuten Lesen! Allein WIE die Leute auf dem Podium reden, regt Anne schon auf. Dieses Posieren, dieses Polemisieren, die reden doch gar nicht MITeinander! Alle sagen nur das, was sie eh immer sagen, das ist einfach nur nervig und langweilig. Anne fühlt sich da oft für dumm verkauft. In manchen Themen kennt sie sich wirklich gut aus, aber nie fragt sie jemand danach.
Andere verstehen Anne nicht. Dauernd fragen sie Anne, ob sie nicht mitkommen möchte – auf irgendeine Geburtstagsfeier, in irgendeine Kneipe, auf eine Fahrradtour, mit „Andersrum Rut-Wiess“ ins Stadion zum nächsten Heimspiel vom FC… Anne mag Fußball und Fahradfahren – aber am liebsten alleine! Bis die anderen überhaupt geklärt haben, wann sie sich treffen und wo und welche Strecke sie fahren wollen, ist Anne schon längst unterwegs. Wenn sie mit anderen Fußball guckt und alle die ganze Zeit reden und laut sind und fachsimpeln, bekommt sie nur halb so viel vom Spiel mit. Dauernd wird sie angeschubst, hey Anne, sag doch auch mal was, hey Anne, was bist du denn so stumm, hey Anne, geht’s dir nicht gut, hey Anne, sei doch kein Spielverderber. Anne will kein Spielverderber sein – und bleibt lieber zuhause.
Manchmal schreibt oder malt Anne gerne. Sie macht das nur nebenbei, nicht zum Geldverdienen. Naja, auch das macht sie halt nur für sich.
Neulich hat eine ihrer alten Freundinnen angerufen und gefragt, ob sie nicht mit in einen Gottesdienst kommen wolle. In einen Gottesdienst? Unter lauter Leute, die sie gar nicht kennt? In eine dieser Gemeinden, denen Gemeinschaft so wichtig ist? Wo immer alle mit allen freundlich umgehen sollen, Zeit miteinander verbringen und sich miteinander unterhalten? Anne gruselt sich bei dieser Vorstellung. Sie hat dankend abgelehnt.

[2] Rainer sitzt zuhause vor seinem Rechner und wippelt aufgeregt mit den Füßen. Der Typ auf diesem Foto sieht richtig nett aus. Vor zwei Minuten hat Robert ihm eine Nachricht geschickt. Jetzt wartet er auf Antwort. Da, in seinem Profil erscheint die Anzeige, dass jemand mit ihm Kontakt aufnehmen will. Oh nein, das ist Norbert. Schon wieder Norbert. Wann kapiert der endlich, dass Schluss ist? OK, sie hatten eine schönte Zeit miteinander, endlich schien mal alles zu stimmen, sie hatten den gleichen Musikgeschmack und das gleiche Lieblingsland, in dem sie auch einen tollen Urlaub verbracht hatten, aber seit ihrer Rückkehr war die Luft irgendwie raus. Norbert ging jeden Tag arbeiten, war abends erschöpft und wollte auch mal einen Abend für sich verbringen. Irgendwie fühlte sich Rainer zurückgesetzt. Bestimmt hatte Norbert hinter seinem Rücken längst einen anderen. Wahrscheinlich auch so einen Schnösel mit Arbeit und Auto und goldener Uhr. Ein halbes Jahr war das nun schon her. Mindestens 7 oder 8 Männer hatte Rainer seitdem kennengelernt, also naja, kennenlernen wollen – die Nachrichten, die sie sich geschrieben hatten, waren immer intenisver geworden, und immer wollten sie sich dann auch mal in echt treffen und kennenlernen. Aber mittlerweile hatte Rainer Angst. Er war unsicher geworden. Er hatte so hohe Erwartungen, solche Sehnsüchte, und so große Angst vor weiteren Enttäuschungen. Die ganzen Profile und die Bilder darin – in echt sehen die doch nie so gut aus. Älter als angegeben sind sie auch meistens. Und diese ganze mühselige Anbahnen: Schon Reden fiel Rainer mittlerweile manchnmal schwer. Entweder es sprudelte aus ihm heraus oder brachte kein Wort über die Lippen. Er war außer Übung. So richtig Kontakt mit einem Menschen hatte er schon lange nicht mehr. Wobei das nicht an ihm lag. Was konnte Rainer dafür, dass sein Betrieb ihn entlassen hatte. Sparzwänge, hieß es, und er sei leider der Unerfahrenste und Langsamste und der, der am häufigsten krank war. Also saß er wieder zuhause, ohne Job, ohne Beziehung, und träumte. Träumte von einem tollen Mann, träumte von einer Gesellschaft, in der Menschen nicht anhand ihres Jobs oder ihres Aussehens beurteilt werden, träumte von vielen Freunden, mit denen er zusammen wohnen würde, alle zusammen würden sie in Urlaub fahren und sich gegenseitig helfen, wenn jemand mal was brauchte, wie in einer Art Kommune würde sie alle zusammenhalten und nie mehr müsste er alleine sein. Ein „Pling“ reißt Robert aus seinen Träumen. Sein Traumtyp hat geantwortet! „Hallo Rainer“, schreibt er, „ja, lass uns treffen! Du siehst auch echt nett aus! Wie wäre es denn morgen mittag, so gegen 2 oder 3. Vorher geht nicht, da gehe ich noch in einen Gottesdienst. Wenn du magst, kannst du da natürlich auch gerne mit hinkommen!“
Rainer traut seinen Augen nicht. Gottesdienst! In so einer Gemeinde von Menschen, die sich alle kennen und alle immer nett zueinander sind und immer zusammen in Urlaub fahren und sich gegenseitig helfen? Eine Gemeinde, die also auch zu ihm alle supernett wären, ihn zu ihren Geburtstagsfeiern einladen würden, mit ihm zusammen in Urlaub fahren, wo er nie wieder alleine wäre? Rainers Herz schlägt schneller. Da durchzuckt ihn ein Gedanke: Wahrscheinlich hat sein Traumtyp da das alles in dieser Gemeinde schon gefunden. Wahrschienlich kennt der 1000 Leute und versteht sich mit allen prima und hat dauernd tolle Kerle um sich. Rainer mit seiner Unsicherheit, Unausgeglichenheit, Nervosität und Ungeschicktheit würde da bestimmt nicht mithalten können. Warum sollte jemand, der schon alles hatte, wonach er noch suchte, sich mit ihm abgeben wollen? „Ach nee“, schreibt er zurück, „also Kirche, das ist nu wirklich nicht mein Ding. Ich glaube, das wird nix mit uns beiden.“ Er schickt die Nachricht ab – immerhin hat ER diesmal abgesagt, bevor IHM wieder eine Absage erteilt werden konnte. Er ruft die nächsten Profile auf. Nee, dieser Typ ist ihm ein bisschen zu blass… der da, was trägt der denn für eine bunte Kette, das geht ja gar nicht, …. oh, der hat tolle blaue Augen. Mit dem wird er bestimmt glücklich werden.

Ist Kirche so ein Haufen von Menschen, die immer alle freundlich zueinander sind, sich alle kennen, alles miteinander teilen, wo Gemeinschaft ganz groß geschrieben wird?
Für manche Christen und Christinnen geht das, was Gemeinde als Gemeinschaft verwirklicht, noch gar nicht weit genug. Sie sehen, dass die 12 Jünger ihre Arbeitsstellen und ihre Familien und ihre Wohnorte verlassen haben, um ab sofort in der Gemeinschaft mit Jesus unterwegs zu sein und dort tatsächlich alles miteinander zu teilen. Die Urgemeinde, die in der Apostelgeschichte beschrieben wird, scheint genau dieses Ideal zu verwirklichen:

Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk.
(Apg 2)

Hier wird in der Tat genau das Bild gezeichnet von einer Gemeinde, die in voller Lebensgemeinschaft miteinander steht. Alles wird miteinander geteilt und alle sind ständig zusammen. Wenn das der Maßstab ist, müssen wir als MCC Köln noch einiges verändern. Und warum nicht? Was spricht dagegen, in einer Zeit, wo Menschen immer mehr isoliert leben? Wo Menschen Gemeinschaften als Zweckverband erleben? Wo Heirats-Überlegungen anhand von Steuererleichterungen getroffen werden, wo Paarbeziehungen bei den ersten Enttäuschungen aufgekündigt werden, wo in Firmen das Funktionieren zählt, wo wir uns auch gegenüber Nachbarn nie die Blöße geben wollen, um Hilfe zu fragen? Wäre es nicht in einer Zeit, wo wir so viel von einem menschlichen Miteinander verlernt haben, für eine Gemeinde eine tolle Sache, neue Gelegenheiten zu schaffen, in denen das Miteinander als Mensch wieder lebbar ist? Wo die Gemeinde ihrer Umwelt sichtbar vorlebt, dass es auch anders geht, wenn wir unser Miteinander als erlöste und von Gott geliebte Menschen gestalten? Wo die Gemeinde den Gegenentwurf verwirklicht und praktisches Beispiel und Zeugnis ist, dass wir als Christen NICHT in Anpassung und Unterdrückung verharren müssen? Es gibt genung Menschen, die in MCC tatsächlich in erster Linie Freundschaften zu finden hoffen; Leute, mit denen sie in Urlaub fahren können. Ist das wirklich so falsch? Warum sollten wir uns nur ein Mal pro Woche für eine Stunde im Gottesdienst in Jesu Namen versammeln, und den Rest der Woche alle einzeln so leben wie es die Gesellschaft ansonsten von uns verlangt und erwartet? Warum sollten wir nicht tatsächlich einen gesamten Häuserblock haben, in dem Menschen zusammen (oder einzeln) wohnen können, Gemeinschaft gestalten, Gottesdienste feiern, Hilfsbedürftigen eine Übernachtung und eine Dusche anbieten oder im Garten ihren Wagen abstellen?

Was manchen wie die Verwirklichung eines Traums erscheint, ruft in anderen Alpträume hervor. Nicht alle Menschen suchen so sehr die Gemeinschaft mit anderen. Viele haben mit Gemeinschaften schlechte Erfahrungen gemacht – auch und insbsondere in christlichen Gemeinden, aber auch mit Beziehungen, Freundschaften, Familien oder Vereinen. Viele haben daraus den Schluss gezogen, vorsichtig zu sein. Manche müssen erst mal verkraften, was sie erlebt haben, und brauchen das Alleinsein als Schutzraum, um zu sich zu finden. Manche haben es schlichtweg auch nie gelernt, in Gemeinschaft mit anderen zu sein oder haben es verlernt. So oder so, nicht alle finden es wohltuend, dass Gemeinde immer mit Gemeinschaft verbunden sein soll.
Viele mögen ihre Jobs und ihr zuhause, haben tolle Wohnungen, fühlen sich wohl mit ihrem Freundeskreis. Vielleicht warten und erwarten auch sie das Reich Gottes und unterstützen gerne die Arbeit von Gemeinden, möchten aber selbst NICHT alles dafür hintenan stellen.
Ist für sie kein Platz in der Gemeinde?
Nun, bei Jesus ist sehr wohl Platz für sie. Die Menschen, die Jesus tatsächlich aufgefordert hat, alles für ihn stehen- und liegenzulassen, sind nur sehr wenige gewesen. Wenn wir heutzutage von „Jüngern“ sprechen, denken wir nur an diesen kleinen Kreis. Aber dieser kleine enge Kreis an Leuten, die mit Jesus unterwegs waren und alles dafür aufgegeben hatten, war immer eingebunden in einen sehr viel größeren Kreis von Anhängern. Diese Anhänger zogen nicht mit Jesus umher und gaben nicht ihren ganzen Besitz den Armen, sondern sie behielten zum Beispiel ihre Häuser, stellten sie aber Jesus und den anderen zur verfügung. (Viele davon waren übrigens Frauen!) Oder denken wir an jenen reichen Mann, der Jesus nach seinem Tod am Kreuz abholte und in ein Grab brachte: Das Matthäus-Evangelium nennt auch ihn einen „Jünger“. Jesus hat also auch die versammelt, die in ihrem alten Leben verblieben sind und mit ihren Ressourcen das Ganze als Unterstützende mittrugen. Auch in der MCC leben wir beileibe nicht nur von denen, die alles hintenanstellen, um Gemeinde zu ermöglichen. Auch wir haben viele, die ihren Job und ihre Wohnungen und ihr Umfeld behalten, aber mit ihren Möglichkeiten uns unterstützen. Jede und jeder von ihnen ist wichtig und wird von Jesus genau so ernst genommen und geliebt wie diejenigen, die für ihn alles andere hintenanstellen.

Es gab noch eine dritte Gruppe von Leuten, die Jesus um sich versammelte. Die meisten von ihnen würden in so manchen Gemeinden heute vielleicht nicht so ernst genommen werden wie von Jesus damals. Ich meine all die Vielen, die „nur“ zu Jesus kamen, um sich heilen zu lassen. Unzählige Menschen haben einizg aus dem Grund den Kontakt zu Jesus und zu den ersten Gemeinden gesucht, um geheilt zu werden. Und es war ja auch so: Unzählige Menschen mit körperliche und psychische Krankkeiten wurden geheilt. Auch heute suchen viele genau deswegen den Kontakt zu Gott. Sie hoffen, bei Gott Heil und Heilung zu finden. Gemeinden bieten das auch gerne an und verkünden, dass Gott auch heute noch Menschen heilt. Ich erlebe allerdings oft einen großen Unterschied zum Umgang mit ihnen im Vergleich zu dem, was in der Bibel berichtet wird: Um diese Heilung zu erleben, sollen diese Menschen doch bitte schön ihren Glauben dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie sich Gott und Gemeinde anschließen. Wenn eine oder einer nur in die Gemeinde kommt, um geheilt zu werden, wird ihnen oft eine falsche Motivation unterstellt (ihnen geht es ja „nur um sich selbst!“), und wenn sie dann nach der Heilung tatsächlich wieder verschwinden wie aus einem Arztzimmer, sind sie sicher keine wahren Christen geworden. Was hat Jesus und haben die ersten Jünger gemacht mit den Leuten, die nur deswegen kamen, weil sie Heilung suchten? Sie wurden schlicht und einfach geheilt! Hat Jesus sich darin nur als Arztpraxis erstanden? Nein, immer wieder hat er die Heilungen verknüpft mit Worten wie „Dein Glaube hat dich gerettet“ und „Deine Sünden sind dir vergeben“. Wer glaubt, gerettet ist und von Gott Vergebung bekommen hat – ist das nicht genau die Beschreibung eines ganzen Christen? Wenn Jesus Menschen gerne geheilt hat, sollten wir heutzutage niemanden gering schätzen, der genau das auch heute noch von Jesus erleben möchte.

Manche dieser Geheilten wurden zu den eben erwähnten Anhängerinnen Jesu, mit anderen passierte etwas, was ich in Gemeinden auch nur selten erlebt habe: Sie WOLLTEN sich Jesus anschließen, wurden aber von Jesus fortgeschickt. Jesus hat tatsächlich Leuten verweigert, sich ihm anzuschließen, weil er wollte, dass sie in ihr altes Umfeld zurückehren – und dort, unter den Leuten, die sie bereits kennen, als lebendiges Zeugnis für das Wirken Jesu dienen. Wenn heute jemand zu uns kommt und sagt: Gott hat mich geheilt, ich würde mich gerne eurer Gemeinde anschließen und mich bei euch einbringen und dafür mein altes Leben aufgeben: Wer würde sich da nicht freuen und sagen, herzlich willkommen? Trotzdem gelingt es Jesus auch heute noch, Menschen diesen Auftrag wie damals mitzugeben: „Nein. Geh zurück in dein altes Umfeld.“ Wenn also jemand auch noch tollen Erlebnissen in der MCC beschließt, in sein altes Umfeld zurückzukehren, muss das kein Zeichen dafür sein, dass etwas schiefgelaufen ist – vielleicht hat Gott da einfach einen anderen Auftrag im Sinn (und „Gott-sei-Dank“ kann Gott das bis heute mitteilen und durchsetzen)

Ich möchte noch kurz zwei anderen Gruppen nennen, die mit Gemeindeleben auch nicht gerade direkt verbunden werden.

Jesus hat auch immer Ungläubige um sich versammelt. Manche davon haben hart mit ihm diskutiert (er ist diesen Diskussionen nicht ausgewichen!). Andere waren einfach neugierig oder interessiert und wurden prompt von ihm angesprochen („Komm und sieh!“, „Komm herunter, heute muss ich in dein haus einkehren!“). Auch die ersten Gemeinden schlossen nicht aus, dass auch „Ungläubige“ (oder „Unkundige“) ihren Gottesdiensten beiwohnten und dort die Gegenwart und das Wirken Gottes erlebten. Wir sollten da nicht engstirniger oder dogmatischer sein als es Jesus und die ersten Gemeinde waren! Lasst uns auch Leute, die nicht das glauben, was wir glauben, oder die einfach noch keine Ahnung davon haben, in unserer Mitte willkommen heißen!

Und zuletzt möchte ich noch erwähnen, dass auch Jesus sich nicht immer nur mit anderen versammelt hat. Manchmal hat sich Jesus völlig zurückgezogen, wollte alleine sein. Jesus fordert auch die Gläubigen auf, sich manchmal in ihr Kämmerlein zurückzuziehen. Wer nicht allein sein kann, hüte sich vor Gemeinschaft, sagte Bonhoeffer – und wer nicht in Gemeinschaft sein kann, hüte sich vor dem Alleinsein. Beides – unser Streben nach Gemeinschaft und nach Alleinsein – sollte nie eine Flucht sein, ein Ausweichen, ein Zwang. Alleinsein können und Gemeinschaft haben ist nur möglich, wenn wir beides können.

Ist Gemeinde also nur ein Ort für Leute, die in Gemeinde Gemeinschaft suchen? Nein.
Ich glaube, Gemeinde ist viel mehr. Ich würde sagen, Gemeinde macht sich gar nicht daran fest, was wir Einzelne aus dem machen, was wir erleben, wenn wir uns in Jesu Namen versammelt haben und was wir dann erlebt haben mit Jesus in unserer Mitte.
Ich glaube vielmehr, Gemeinde als Versammlung in Jesu Gegenwart ist eine Art Transformations-Stelle – ein Ort, wo sich etwas verwandelt und sichtbar wird und uns auf unseren persönlichen Weg mit Jesus führt: Manchmal in Gemeinde und in Gemeinschaft, aber nicht immer.

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