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„Wäre ich nur perfekter / gesünder / anders, dann…“

Predigt MCC Köln, 6. April 2014
Matthias Fritsch

Lukas 14, 15-24: „Das große Abendmahl“

15 Als aber einer das hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er zu Jesus: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!
16 Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein.
17 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit!
18 Und sie fingen an alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.
19 Und der zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.
20 Und der dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen; darum kann ich nicht kommen.
21 Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein.
22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da.
23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde.
24 Denn ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird.

Lukas 14, 15-24

Von Gott geliebte Gemeinde,

der heutige Predigttext ist ein Ausschnitt aus einer größeren Geschichte voller Gleichnisse und Unterweisungen Jesu. Jesus war bei einem Oberen der Pharisäer zum Essen am Sabbat eingeladen. Es lehrte über Heilung am Sabbat, darüber, sich bei einem Fest nicht sofort obenan zu setzen (in Exponierte Lage) und darüber, dass man nicht seine Freunde sonder Arme und Verkrüppelte zum Essen einladen soll, da diese einem nichts zurückgeben können. Die Tat der Ausrichtung eines Essens für Arme wird bei der Auferstehung der Gerechten vergolten werden. In diesem Kontext stehe der heutige Text.
Einer der Gäste spricht: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes! Jesus antwortet ihm nicht direkt sonder in Form eines Gleichnisses. Ein Mann macht ein großes Abendmahl und lädt Gäste dazu ein. Die Stuttgarter Erklärungsbibel sagt hierzu: Das Abendmahl war damals die Hauptmahlzeit des Tages und es war gut geeignet um es mit einem Fest zu verbinden. Üblicherweise lud man die Gäste schon vorher ein und ließ zusätzlich am Abend der Ausrichtung die Gäste von einem Knecht abholen. Sich obwohl man zugesagt hatte dem Fest zu entziehen war außerordentlich unfreundlich und unüblich.

Wir schauen uns nun die Entschuldigungen genauer an:

Der erste hat einen Acker gekauft und kann deshalb nicht zum Abendmahl kommen, weil er ihn begutachten will. Wohlgemerkt ist es ja schon Abend und ich weiß nicht ob man da noch viel sehen konnte. Ebenso hätte man u.U. ja auch den Acker am nächsten Morgen begutachten können, wo es vermutlich sogar noch heller gewesen wäre. Aber er lässt sich mit dieser Aussage entschuldigen. Sie klingt aber nicht sehr einleuchtend.

Der zweite Gast hat 5 Gespanne Ochsen gekauft und muss diese nun begutachten. Ebenso wie der erste möchte er dies am gleichen Abend noch erledigen. Es gab damals noch keine Glühbirnen. Also sieht auch dieser möglicherweise nicht mehr so viel. Auch er lässt sich wenig einleuchtend entschuldigen.

Der Dritte sagt, er habe sich eine Frau genommen und kann deshalb nicht kommen. Er spricht keine direkte Entschuldigung aus. Es wird nicht gesagt, ob die Frau ganz neu oder schon länger da ist. Sie ist auf jedenfall der Grund nicht kommen zu können.

Wir sehen hier 3 Entschuldigungen, die eher wie Ausreden klingen.
Ich erzähle diese drei Entschuldigungen noch einmal aus dem heutigen Kontext heraus.

Ein Mann wollte an einem Samstag eine große Party machen und lud seine Freund ein. Am Abend der Party sendete er per Whatsapp Nachrichten an seine Freunde, wo diese denn seien, weil sie überfällig waren.

Der erste sagte, er wurde gerade in ein Managementförderprogramm seiner Firma aufgenommen und muss sich ganz dringend die Unterlagen durchsehen, um gut vorbereitet zu sein. Er lässt sich entschuldigen.

Der zweite schrieb zurück, er sei doch gerade im Aufbau seiner Speditionsfirma und hat sich 5 neuen Lastwagen gekauft, die er jetzt unbedingt noch anschauen muss. Er lässt sich entschuldigen.

Der dritte schrieb, dass er doch eine Frau hat und deshalb nicht kommen kann. Auf die Nachfrage warum diese nicht einfach mit auf die Party kommt, erhält er keine Antwort.

Wo ich herkomme, aus dem Süden Deutschland, sind Karriere, Wohlstand und Heirat erstrebenswerte Tugenden. „Schaffe, schaffe, Häusle baue“. Erstaunlich ist, dass hier diese Tugendenden dazu führen, dass Leute nicht mehr zu Gott finden. Und dies konnte ich tatsächlich schon oft beobachten, an mir selbst und auch an anderen Leuten. Karriereziele, Reichtum oder auch ein Partner können dazu führen sich von Gott zu entfernen. Dabei will ich auf keinen Fall sagen, dass Karriere, Partner oder gar Reichtum nicht mit Gott vereinbar sind. Aber die Gefahr ist groß, dass man sein Herz zu stark an andere Dinge hängt. Alle 3 hätten trotz Wohlstand, Karriere und Frau weiter zu dem Abendmahl kommen können. Sie hatten nicht einmal echte Ausreden parat. Sie wollten einfach nicht mehr kommen.

Nun betrachten wir die Reaktion des Gastgebers. Er ist verärgert, aber sorgt sofort für Ersatz. Er lässt auf der Straße Armen, Verkrüppelte, Blinde und Lahme holen um mit ihnen das Fest zu feiern.

Diese Menschen waren damals die totalen Außenseiter der Gesellschaft. Es gab keine Absicherung für dieses Menschen. Sie lebten unter ärmsten Bedingungen. Sie waren nicht in der Lage für sich selbst oder andere zu sorgen. Sie waren zu krank oder zu benachteiligt um zu Arbeiten und der Gesellschaft „einen Mehrwert“ zu bieten. Und sie waren mit Sicherheit nicht sehr beliebt. Genau diese Menschen werden jetzt aber zum Abendmahl eingeladen. Genau diese Menschen möchte Gott in seiner Nähe haben. Genau diese Eigenschaften machen sie würdig das Mahl zu empfangen. Vielleicht denkt manch einer abundzu: „wäre ich nur perfekter, gesünder, anders, dann würde Gott mich mehr mögen. Dann könnte ich befreiter zum Abendmahl gehen“. In diesem Gleichnis sagt Jesus, dass zum Abendmahl genau die unperfekten die Außenseiter, die unerwünschten geladen sind.

Wer jetzt denkt, mir geht er doch eigentlich ganz OK ist und sich nun Fragt ob er oder sie zu „gut“ für das Abendmahl ist, der darf die nächsten Verse für sich in Anspruch nehmen. Da nachdem die Armen und Kranken gekommen waren, noch mehr Platz da ist, werden Alle die zu finden waren von Nah und Fern zum Abendmahl eingeladen und sogar „genötigt“ teilzunehmen. Nur die ursprünglich Eingeladenen werden aber das Abendmahl aber nicht schmecken, sagt Jesus.

Ich möchte 2 Fragen stellen, um darüber nachzudenken:

  • Wo hat mich eine Tugend / etwas Angesehenes / etwas, das von Bedeutung für die Welt ist, von Gott entfernt?
  • Wo hat mich eine scheinbar negative Eigenschaft, Eigenart, Behinderung, Krankheit Gott näher gebracht?

2 Minuten Stille Zeit.

Wir beten:

Guter Gott, Herr Jesus Christus. Das Mahl dass du uns gabst um Gemeinschaft mit dir zu haben ist ein großes Geschenk. Zeige uns den richtigen Umgang mit dem was uns scheinbar von dir trennt. Zeige uns was uns wirklich von dir trennen kann, damit wir auch da den richtigen Umgang lernen.
Lehre uns unsere scheinbar negativen Eigenarten, die Armut, die Krankheit und was immer uns belastet zu dir zu bringen. Denn du hast diese Eigenarten schon damals gesehen und als würdig für das Abendmahl anerkannt. Dafür wollen wir dir danken.

Amen.

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