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Ich gehöre euch nicht.

Predigt MCC Köln 6. Nov. 2016
Ines-Paul Baumann

Römerbrief 14,7-9

Kirchen, Werber und Google: Sie alle wollen beeinflussen, wie ich lebe, was ich esse, wen ich liebe. Ständig urteilen und bewerten sie. Ihre Moralvorstellungen oder Models oder Algorithmen sollen für alle gelten. Wer da nicht rein passt, fällt durch.

Vielfalt auszuhalten war von Anfang an eine der größten Herausforderungen im Christentum (damals noch Ableger jüdischen Glaubens). Was dürfen Gläubige essen? Von Anfang an stritten sie, und von Anfang an galten nur diejenigen als „richtig“, die derselben Meinung waren.

Paulus macht hier einen genialen Vorschlag: Aus unterschiedlichen Gründen kommen unterschiedliche Leute zu unterschiedlichen Ergebnissen. Verurteilt einander also nicht. Du musst mit deiner Entscheidung leben. Wer anderer Meinung ist als du, muss ebenfalls mit der eigenen Entscheidung leben. Wichtig ist nicht, ob die anderen mich verstehen. Wichtig ist, dass ich es vor mir und vor Gott vertreten kann.

Und in diesem Zusammenhang tauchen im Römerbrief diese Verse auf, die heute als Predigttext dienen:

Keiner von uns lebt für sich selbst, und keiner stirbt für sich selbst. Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir nun leben oder sterben, wir gehören dem Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden: dass er Herr sei über Tote und Lebende.

Römer 14,7-9

1. Ich gehöre Jesus Christus.

Hier ein paar Aspekte, die mir aus MEINEM bisherigen und aktuellen Leben dazu einfallen. Andere haben andere Aspekte. (Welche hast du? Benenne sie, schreib sie auf, sprich sie aus!)

Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe Werber, die ihr meint, es genügt nicht, was ich habe – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe äußere und innere Kritiker, die ihr meint, es genügt nicht, wer ich bin – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe Trends, die ihr wollt, dass ich „in“ bin und weiß, was „angesagt“ ist – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe Mitchristen, die ihr meint, ein Anrecht auf meine Aufmerksamkeit zu haben – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Lieber Thekennachbar, der du nicht erträgst, wenn ich dir nicht zustimme – ich gehöre dir nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebes Gemeindemitglied, das du meinst, dass ich immer alles so machen muss, dass du dich wohlfühlst – ich gehöre dir nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe MCC, die du immer etwas hast, worum ich mich noch kümmern müsste – ich gehöre dir nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe Ansprüche und Antreiber – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebes Facebook, das du meinst, dass ich immer alles mit allen teilen muss – ich gehöre dir nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebes Google, das du meinst, du wüsstest, wonach ich suche – ich gehöre dir nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Lieber Arbeitgeber, der du meinst, mich wie eine Zitrone ausquetschen zu dürfen – ich gehöre dir nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebes Arbeitsamt, das du meinst, mich mit Fordern und Fördern in die Spur bringen zu müssen – ich gehöre dir nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe Gesundheitsapostel, die ihr meint, ich müsste joggen gehen und mich fit halten – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebes Schönheitsideal, das du meinst, ich bin nicht jung genug und nicht schlank genug – ich gehöre dir nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe Privilegien, die ihr mit Steuerersparnissen und Zinsgewinnen winkt – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe Prospekte, die ihr mir vor Augen haltet, was ich noch alles kaufen sollte und was ich alles sparen kann, wenn ich euch mein Geld in den Rachen werfe – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe Mentaltrainer, die ihr meint, mich fit und stark machen zu müssen, indem ich nur richtig denken lerne – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe Kirchen, die ihr zu wissen meint, wie ich zu glauben und zu leben habe – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe Zweifel, die ihr mich manchmal lähmen wollt – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebes Eheideal, das du Menschen in romantischer Zweisamkeit vollkommenes Glück versprichst – ich gehöre dir nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Liebe Menschen, die ihr mich komisch anguckt – ich gehöre euch nicht. Ich gehöre Jesus Christus.
Lieber Jesus Christus, wo immer andere Mächte und Gewalten noch Besitz von mir ergriffen haben, befreie mich und werde du mein Herr.

2. Carla gehört Jesus Christus.

Aber nicht nur ich gehöre Gott. Im Römerbrief steht, dass KEINER VON UNS für sich selbst lebt – ALLE von uns gehören Gott. Als Beispiel nehme ich Carla. (Ich habe sie vorher gefragt, ob sie sagen würde, dass sie Gott gehört.)

Das ist Carla.
Carla gehört Gott.
Carla gehört uns nicht: Carla gehört Gott.
Was immer Carla tut und was immer sie sein lässt – Gott achtet auf sie.
Wie immer Carla sich fühlt – Gott fühlt mit ihr.
Ihr gesamtes Leben lang, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde – Gott hält sie in den Armen.
Wenn sich ihr Leben neigt und sie stirbt – Gott hält sie in den Armen.
Carla gehört uns nicht: Wir haben kein Recht, sie für unsere Interessen zu benutzen.
Carla gehört uns nicht: Wir haben kein Recht, über sie zu urteilen.
Carla gehört uns nicht. Gott hat sie uns nur geliehen. Wir sind dazu angehalten, pfleglich und gut mit ihr umzugehen. Wir dürfen ihr keinen Schaden antun. Wir dürfen sie nicht kaputt machen.
Carla gehört uns nicht. Carla gehört Gott.

 

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