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Gotteserfahrung

Predigt MCC Köln, 9. Feb. 2014
Matthias Fritsch

2. Petrus 1,16-21: „Die Verklärung Jesu und das prophetische Wort“

Von Gott geliebte Gemeinde,

der heutige Predigttext lässt sich in drei Abschnitte unterteilen, die ich nacheinander beleuchten werde.
Im ersten Abschnitt (V16-18) schreibt Petrus über ein Ereignis, das er als Zeuge beobachtet und miterlebt hat. Es handelt sich um „die Verklärung Jesu“, von der auch im Markus- (MK 9, 2-13), Lukas- (LK 9, 28-36) und Matthäusevangelium (Mt 17,1-13) berichtet wird. Da diese Geschichte möglicherweise nicht jedem in Erinnerung ist werde ich sie kurz erzählen:

Jesus steigt mit Petrus, Jakobus und Johannes auf einen Berg. Jesus wurde verklärt (was laut Wörterbuch soviel heißt wie: einen glücklichen Ausdruck bekommen) und leuchtete wie die Sonne, seine Kleider wurden weiß. Dann erschienen Mose und Elia und redeten mit Jesus. Petrus, der in der Bibel immer wieder als ein Mann der Tat beschrieben wird, schlägt sofort vor, drei Hütten zu bauen, je eine für Jesus, Elia und Mose. Dann kam eine leuchtende Wolke und daraus eine Stimme „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“. Die Jünger fielen auf ihr Angesicht. Als Jesus sie berührt, war alles wieder normal. Elia und Mose und die Wolke sind verschwunden. Die Jünger fragen Jesus auf dem Heimweg noch darüber aus, dass Elia ja wieder kommen soll, bevor der Messias kommt. Jesus deutet an, dass Johannes der Täufer Elia war.

Bis zu dem damaligen Zeitpunkt war es Petrus womöglich noch gar nicht klar, was es mit Jesus alles auf sich hatte. Für ihn war Jesus ein Wundertäter, Prediger, Lehrer; Jesus war ein Mensch. Petrus folgte ihm nach und war einer seiner Jünger.

Aber an diesem Tage auf dem Berg änderte sich alles. Nicht Jesu Wunder, Taten und Worte gaben Zeugnis von ihm, sondern eine weitere Instanz gab Zeugnis von ihm. Gottes Stimme, sowie Mose und Elia, bezeugten Jesus als „Gottes Sohn“. Den Jüngern war wohl sofort klar, dass Jesus etwas mit dem Kommen des Herrn zu tun haben muss. Deshalb fragten sie wohl auch nach der Wiederkunft Elias, die im alten Testament prophezeit wurde, um das Volk Israel auf Herrn vorzubereiten (Maleachi 3,23-24: „Bevor aber der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija. Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern, damit ich nicht kommen und das Land dem Untergang weihen muss.“)

Soviel zu den Hintergründen, nun zum eigentlichen Text. Petrus erklärt gegenüber den Lesern, dass er nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt ist, als er von der Kraft und dem Kommen Jesu geredet hat. Eine Fabel ist eine Art „Geschichte, Erzählung, Sage“. Er hat selbst seine Herrlichkeit gesehen. Also seine Größe, Gewicht, Erhabenheit. Weiter sagt er, dass Jesus von Gott dem Vater Ehre und Preis empfangen hat. Dies geschah durch eine Stimme aus der großen Herrlichkeit. Wörtlich „Dies ist mein Sohn an dem ich Wohlgefallen habe.“. Es ist interessant, dass Petrus Gott mit „Vater“ und „große Herrlichkeit“ beschreibt und Jesus mit „Herrlichkeit, Ehre und Preis“. Vielleicht wollte er damit die Vater/Sohn-Beziehung näher verdeutlichen. Was aber allen ab dem Zeitpunkt klar war: Jesus ist ganz nahe bei Gott, so nahe, dass er Gottes Sohn genannt wird.

Aus anderen Bibelstellen geht ja auch hervor, dass Gott und Jesus eins sind (Joh 10, 30: „Ich und der Vater sind eins.“) Und in manchen alttestamentlichen Stellen spricht Gott in der Ich-Form, wenn er Geschichten von Jesus erzählt. Zum Beispiel Sacharia 3, 12b: „Und sie wogen mir den Lohn dar, dreißig Silberstücke. … 13 b Ei, eine treffliche Summe, deren ich wert geachtet bin von ihnen! (Sacharia sagt daraufhin) Und ich nahm die dreißig Silberstücke und warf sie ins Haus des HERRN, dem Schmelzer hin.“ (Vergleiche: Lohn, den Judas für den Verrat bekam. Er warf ihn dann später in den Tempel.)
Gott sagt nicht „mein Sohn“, er sagt „ich“.
Eine Geschichte die wir später in den Evangelien finden, hier aus der Sicht Gottes ca. 500 Jahre vorher niedergeschrieben.

Petrus beschreibt hier ein Erlebnis; er gibt Zeugnis von dem, was er erst geglaubt und dann gesehen hat. Somit ist es nicht eine Fabel sondern ein wahres Ereignis. Für ihn ist es eine Erfahrung, die er mit Geist und Herz erfasst, und somit voll verinnerlicht hat.

Nun kommen wir zum zweiten Teil (V19). Petrus spricht nun von dem prophetischen Wort, das wir fest (sicher) haben. Ich kann nicht genau sagen, was mit diesem prophetischen Wort genau gemeint ist, aber es könnten alttestamentliche Aussagen sein, oder auch prophetische Worte eines Christen sein, oder auch Erfahrungen mit Gott selbst sein.
Aber der Leser soll auf diese Worte achten „als auf ein Licht, das scheint an einem dunklen Ort“. Solange, bis der Morgenstern aufgeht in den Herzen der Leser. Was kann das bedeuten: „Das Wort ist ein Licht das leuchtet.“ Es könnte sein, dass das Wort einen Menschen von innen ausleuchtet und somit von dunkel nach hell umwandelt. Später dann wird der Morgenstern im Herzen aufgehen und der Tag bricht an. Mit dem Morgenstern kommt also der Tag, alles ist hell, viel heller als bei einem einzelnen Licht. Die meisten werden schon kennen, dass eine Taschenlampe bei Nacht sehr viel Helligkeit erzeugt, aber der Tag eine Taschenlampe bei weitem übertrumpft. Mit dem Morgenstern könnte die Erkenntnis Jesu gemeint sein. Es gibt weitere Bibelstellen, wo Jesus als Morgenstern bezeichnet wird (z.b Offenbarung 22,16: „Ich, Jesus … Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der helle Morgenstern“).

Somit könnte dieser Teil beschreiben, wie man Christus wirklich erkennt. Erst hört man das Wort und bewahrt es. Es ist ein Licht, das uns erleuchtet. Dann macht man echte Erfahrungen mit Jesus und erkennt mit Geist und Herz, dass er es ist. Der Morgenstern geht auf und es wird Tag. So ähnlich wie Petrus auf dem Berg Jesus als Gottes Sohn erfahren hat.

Im dritten Teil (V20-21) weist Petrus darauf hin, dass die Weissagungen in der Schrift keine eigenen Auslegungen einzelner Personen sind. Er begründet dies damit, dass keine Weissagung aus menschlichem Willen kommen kann, sondern nur vom Wirken Gottes in den Menschen – „getrieben vom heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet“.
Hier widerspricht Petrus nochmals der Behauptung, es wären Fabeln, von denen er redet. Aber er deutet auch eine weitere Komponente der Erfahrens von Gott an. Wer den Heiligen Geist hat, der erfährt Gott ganz persönlich in der Führung Gottes, ja soweit, dass man Weissagungen auslegen oder sogar selbst weitergeben kann. Man ist getrieben vom Heiligen Geist. Dies ist dann eine noch intensivere Erfahrung, die man mit Gott machen kann.

Abschließend könnten alle drei Teile des heutigen Predigttextes eine Aussage darüber beinhalten, wie man Leuten von Jesus erzählen kann:
– Es gibt Menschen, die haben Erfahrungen mit Gott und seinem Sohn gemacht, so wie Petrus.
– Es gibt aber auch Menschen, die haben gehört, was Gott und Jesus mit anderen Menschen gemacht haben, haben aber noch keine oder wenige eigenen Erfahrungen (sozusagen ist der Morgenstern ist noch nicht aufgegangen). Sie bewahren das Wort und warten auf die eigenen Erfahrungen.

Beide können aber etwas berichten:
Der Mensch mit Erfahrungen kann von seinen Erfahrungen sprechen, und er kann von den Erfahrungen von anderen Menschen sprechen (zum Beispiel aus der Bibel).
Der Mensch ohne eigene Gotteserfahrungen kann zwar über keine eigenen Erfahrungen reden, aber er kann über die Erfahrungen anderer Menschen mit Gott sprechen, und so ebenfalls das Wort anderen als Licht weitergeben. Womöglich werden so auch eigene Gotteserfahrungen gemacht und der Morgenstern kann im eigenen Herzen aufgehen.

 

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