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Das überzeugte nur die Überzeugten! Vom Ehebruch bis zum Bruch mit der Ehe

Predigt MCC Köln 18. Okt. 2015
Ines-Paul Baumann

Mk 10,2-12 & Mt 19,3-12: „Über Ehe und Ehescheidung“

Wie sich die Fragen und Antworten ändern, wenn sich der Kontext der Beteiligten ändert! Von den Pharisäern zu Markus zu Matthäus (s. Bibelstellen unten): Eine „eindeutige“ Sichtweise ergibt sich aus den Evangelien NICHT.

Anhand der Bibelstellen ergibt sich nur für die Pharisäer eine klare Antwort. Die Jünger Jesu hingegen haben noch Gesprächsbedarf – und je nach Zeit und Situation sieht der Austausch dazu ganz unterschiedlich aus.

Aber ob Überzeugte, Übertreter_innen, Unsichere oder „Unverständige“: Jesus behandelt sie alle mit Respekt und Wertschätzung. Sie alle bekommen (und sei es aus den „falschen“ Gründen, z.B. um mit ihm abzurechnen) seine Zeit und seine Aufmerksamkeit. Auch dafür muss Kirche da sein!

Hier eine kleine Geschichte dazu. Sie ist frei erfunden und erzählt von Wahrheiten. Ich verwebe die Geschichten und Fragen und Entwicklungen, die sich in den Bibelstellen zeigen, mit meinen eigenen Geschichten und Fragen und Entwicklungen.

Vor ein paar Jahrzehnten lernte ich in meiner Jugend Fari Säa kennen. Fari Säa gefiel mir. Sie war tief gläubig. Sie war konsequent. Sie kannte sich in der Heiligen Schrift aus und wusste zu jeder Stelle, was sie zu bedeuten hatte. Fari zog daraus klare Regeln für ihr Leben. Wenn jemand anderer Meinung war als sie oder einen anderen Lebensstil pflegte, konnte sie sehr raffiniert diskutieren. Sie legte Fallen aus, sodass die anderen sich verstrickten, und dann hatte sie sie. Wenn die Irrenden trotzdem uneinsichtig blieben, konnte Fari abweisend und feindselig werden. Sie wusste, was richtig und was falsch war, und hielt sich auch daran. Sie hätte sich nie etwas nach Gutdünken zurechtgebastelt, nur weil es gerade dem Zeitgeist entsprach. Sie drehte ihr Fähnchen nicht einfach nach dem Wind. Wo andere nur darauf achteten, ob etwas ihrem eigenen Vorteil diente, hielt Fari sich an ihre Grundsätze. Sie war ein leuchtendes Vorbild für eine gute und geordnete Welt. Wer sich nicht an die Regeln hielt, war nicht Teil ihrer Gemeinschaft. Wer es gar wagte, ihre Regeln in Frage zu stellen und öffentlich anzugreifen, musste damit rechnen, mundtot gemacht zu werden.

Ein Mal kam ein junger Mann in unsere Gegend. Sein Leben als Handwerker hatte er aufgegeben, um nun durch das Land zu ziehen. Seine theologischen Bildungslücken führten dazu, dass er den falschen Leuten mit den falschen Einstellungen und den falschen Lebensweisen ständig einen falschen Gott voller Liebe und Vergebung verkündete. Aber er hatte eben den Ruf, ein guter Lehrer und ein Heiler zu sein. Viele fühlten sich deswegen von ihm angezogen. Nicht so Fari Säa. Sie ließ sich nicht davon blenden, dass er gut reden konnte und Kranke heilte. Gute Unterhaltung und Gesundheit waren nicht alles im Leben. So kurzweilig und kurzsichtig konnten nur Leute sein, die von dem ewigen Leben und dem ewigen Heil nichts wissen wollten.

Fari würde diesem jungen Blender keinesfalls nachfolgen – sie würde ihn vorführen. Sie würde ihm einige Fragen stellen. Wenn er die richtigen Antworten wusste, würde er seinen sonstigen Irrlehren widersprechen – und er wäre öffentlich bloßgestellt. Wenn er die falschen Antworten gab, wäre er genau ebenfalls bloßgestellt. So oder so würde er aufhören müssen, den wahren Glauben und die wahre Lehre zu verwässern.

Es kam, wie es kommen musste. Der junge Mann wich aus, legte die Schrift höchst eigenwillig aus und provozierte. Was dieser Mensch alles vermischte (an Meinungen UND an Leuten aus veschiedenen Kulturen, Religionen, Klassen und Geschlechtern), musste schleunigst wieder säuberlich getrennt werden. Jedes Gespräch bestärkte Fari in ihrer Abwehr und in ihrer Entschlossenheit.

Eines Tages kam sie jedoch höchst selbstzufrieden von einem der Gespräche zurück. „Was ist denn jetzt passiert?“, wollte ich von ihr wissen. Fari lächtelte stolz und sagte: „Vielleicht besteht doch noch Hoffnung. Meine Frage heute an ihn lautete: »Ist es einem Mann erlaubt, sich von seiner Frau zu scheiden?« Und stell dir vor, seine Antwort war: »Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.« Da hat er Recht!“

Warum interessierte sich ausgerechnet Fari so für Scheidungsfragen? Sie war doch Single! Na ja: Ihr Interesse musste ja nicht nur ihrem eigenen Leben gelten. Auch hier ging es wohl um eine allgemeine Frage von Richtig oder Falsch.

Ich musste an die Paare in meinem Umfeld denken. Sicher, manche davon wirkten durchaus so, als ob Gott sie zusammengefügt hatte. Aber so manches Paar war auch eher zusammengefügt aufgrund von Rollenerwartungen, Normen, Klischees und aus wirtschaftlichen Gründen. Nur wenige von denn, die es anders wollten, hatten es gewagt, da auszubrechen und sich auf Beziehungen abseits der traditionellen, hetersosexuellen, romantischen Zweierbeziehung zur Gründung einer abgesicherten Kleinfamilie einzulassen: Paare ohne Kinder, Paare unterschiedlichster (und gleichster)  Geschlechter-Konstellationen, Paare ganz ohne Sex, … Warum sollten ausgerechnet diese NICHT „von Gott zusammengefügt“ worden sein?
Und warum fanden sich ausgerechnet da durchaus immer Menschen, die meinten, hier Trennungen anraten zu müssen?

Warum sollte also ausgerechnet für Beziehungen abseits heterosexueller Kleinfamilien-Idealen nicht tatsächlich gelten: »Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.«? Das könnte doch auch ein Schutz sein vor so manchen Kirchen, Gemeinden und Homo-Heilern!

Und was ist umgekehrt den ganzen unglückseligen Paaren, die ihre Ehen aus falschen Gründen eingegangen waren: Sollte es da wirklich untersagt sein, sich trennen zu dürfen? Und warum sollten diese Menschen dann nicht eine_n andere_n heiraten dürfen?

Vielleicht gilt mit dem Spruch ja auch umgekehrt: „Was der Mensch zusammengefügt hat, kann Gott trennen“?

Klar, Versprechen müssen gehalten werden. WENN ich schon was verspreche, dann sollte ich mich auch daran halten. Aber wenn ich das Versprechen aus den falschen Gründen gegeben habe? Was hat der Mensch nicht schon alles zusammengefügt und versprochen – um anderen einen Gefallen zu tun, oder „weil das eben dazugehört“, oder weil es angeblich „gottgewollt“ ist… Was, wenn manche dieser Versprechen gar nicht nötig sind? Ich kannte einige Paare, die nicht monogam lebten, aber über Jahrzehnte in einer dauerhaften und stabilen Beziehung gemeinsam alt wurden, bis dass der Tod sie schied. Umgekehrt schienen Ehe- und Treueversprechen ganz und gar nicht mehr eine Garantie dafür zu sein, dass eine Ehe ein Leben lang hielt.

Und wenn Paare unterschiedliche Interessen entwickelten, mussten sie sich dann trennen? Man muss ja nicht immer alles zusammen machen. Vielleicht war Fari besorgt wegen Paaren, wo der eine sich dem jungen Lehrer und Heiler anschließen wollte, der andere aber nicht? Durfte der eine den anderen dann ziehen lassen? 1)

Aus meiner Sicht ließ die Antwort des jungen Lehrers und Heilers so manches offen. Irgendwie ergaben sich für mich fast mehr Fragen als Antworten.

Als hätte Fari meine Gedanken gelesen, holte sie zu einer Erläuterung aus: „Klar, Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau dann fortzuschicken. Aber nur wegen der menschlichen Uneinsichtigkeit hat Mose diese Vorschrift gegeben. Am Anfang jedoch, bei der Schöpfung, hat Gott die Menschen als Mann und Frau erschaffen. ›Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden ein Leib sein.‹ Sie sind also nicht mehr zwei, sondern sie sind ein Leib. Darum: Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.«“, schloss Fari.

Ich zog einen anderen Schluss aus diesen Worten als Fari. Wenn Gott doch auf menschliche Umstände Rücksicht nimmt und sogar Gebote darauf anpasst, dann scheint doch gerade Gott MEHR zu erlauben als „ursprünglich“ gedacht!

Aber so eine Argumentation war wieder typisch Fari: Dem konnte ich nichts entgegensetzen, was bei ihr Geltung haben würde. Die Frage beschäftigte mich zwar weiter, aber mir war klar, dass bei Fari kein Raum dafür war.

Ein paar Jahre später lernte ich zufällig Markus Zwölftel kennen. Naja, so ganz zufällig war unsere Begegnung sicher nicht. Auch er hatte von Faris Leuten gehört und war empört, wie unkritisch sie sich den herrschenden Normen unterwarfen. Unter dem Anschein von Gottesfurcht würden sie alles mitmachen, auch wenn es noch so viel Elend, Ungerechtigkeit und Scheinheiligkeit mit sich bringen würde, war seine Befürchtung.

Endlich hatte ich Raum für meine Fragen. Als wir unter uns waren, gestand ich ihm, dass ich mehr darüber wissen wollte, was der Lehrer und Heiler auf Faris Frage geantwortet hatte.

Markus führte aus: „»Wer seine Frau ziehenlässt und heiratet eine andere, der begeht ihr gegenüber Ehebruch. Und auch umgekehrt: Lässt sie ihren Mann ziehen und heiratet einen anderen, dann begeht sie Ehebruch.«

Was sollte DAS denn jetzt? NUR ziehen lassen oder NUR eine andere heiraten, wäre etwa KEIN Ehebruch? Wollte Markus mich auf den Arm nehmen?

Ich verstand gar nichts. „»Wenn es zwischen Mann und Frau so steht, ist es besser, gar nicht zu heiraten!«, dachte ich nur.

Wie praktisch, dass ich weder Frau noch Mann bin!“, schoss es mir plötzlich durch den Kopf und ich hätte beinahe laut losgelacht. Ich verkniff es mir. Würde Markus auch nur ansatzweise begreifen, wovon ich rede?

Ich zuckte ratlos die Achseln. Alles, was bisher dazu gesagt worden war, konnte genau in Faris Sinne verstanden werden: Die unauflösbare Ehe zwischen Mann und Frau ist Gottes schöpfungsgemäßer Wille und die einzig wahre Fortpflanzungsform.

Ich hingegen fand, dass das alles auch anders interpretiert werden könnte.

Zudem fand ich es geradezu verdächtig, dass der junge Lehrer und Heiler ausgerechnet bei diesem Thema mit Fari einer Meinung sein sollte.
Irgendwas stimmte da nicht.

Mögen mich Faris klare Haltungen früher noch so sehr beeindruckt haben – irgendwie kamen sie mir mittlweile arg engstirnig und gesetzlich vor. Auch wenn Fari sich ihre Meinung längst gebildet hatte: Ich war mit dem Thema noch nicht fertig. Und ich war fest entschlossen, diese Unklarheit auszuhalten.

Ein paar Jahre später sollte ich dafür belohnt werden. Mein stetes Suchen trieb mich zu einer Veranstaltung zu dem Thema. Matthäus Jungjung las aus seiner neuesten Veröffentlichung vor. Offenbar war ihm bekannt, was auch Fari und Markus dazu von dem jungen Lehrer und Heiler schon erörtert hatten. Allerdings schloss er an deren Ausführungen an:

„Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist: Ja, es gibt Eunuchen, die von Geburt an so waren, und es gibt Eunuchen, die von Menschen zu solchen gemacht wurden, und es gibt Eunuchen, die sich um des Himmelreiches willen selbst zu solchen gemacht haben. Wer das fassen kann, fasse es!“

Mir blieb die Spucke weg. Er verknüpfte die Ehe-Frage doch tatsächlich mit Fortpflanzungs- und Geschlechterfragen! Endlich sprach es mal einer aus!

Das öffnete doch ganz neue Möglichkeiten, auch für das, was ich von Fari und Markus gehört hatte! Plötzlich war da ganz viel Raum für meine Gedanken und Fragen zu den Ungereimtheiten! Und für meine Erfahrungen und Beobachtungen!

Und – was mindestens genau so wertvoll war: Es war offenbar „in Gottes Sinne“ unmöglich, bei diesem Thema zu Schlussfolgerungen zu kommen, die für alle gültig sein mussten.

Die einen begreifen es so, die anderen begreifen es so.

Und ich begreife ich es eben so. Zumindest zur Zeit. Irgendwann mal begreife ich es vielleicht auch anders.

Fari, Markus und Matthäus haben es vorgemacht: Was auch immer wir begreifen, hängt maßgeblich davon ab, in welcher Situation wir uns selbst befinden. Und wozu sollte das besser passen als zu Ehe- und Beziehungsfragen. Von dem jungen Lehrer und Heiler, der einengende Grenzen dauernd überschritt, gehen wahrhaftig göttliche Offenbarungen aus!

 

In den Hauptrollen sahen Sie:
  • Der junge Lehrer und Heiler: Jesus Christus
  • Fari Säa: „Die“ Pharisäer (z.B. in Mk 3,2; 8,11; 10,2; 12,13)
  • Markus Zwölftel: Was das Markus-Evangelium aufgreift und Jesus im Gespäch mit dem Zwölferkreis sagen lässt
  • Matthäus Jungjung: Was das Matthäus-Evangelium aufgreift und Jesus im Gespäch mit den Jüngern sagen lässt

*) Bibelstellen

1) Markus-Evangelium 10,2.9 (Neue Genfer Übersetzung)

Am Anfang stand wahrscheinlich ein kurzer Dialog zwischen einigen Pharisäern und Jesus:

Einige Pharisäer kamen zu Jesus und fragten ihn: »Ist es einem Mann erlaubt, sich von seiner Frau zu scheiden?« Sie wollten ihm damit eine Falle stellen. [Jesus antwortete:] »Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.

2) Markus-Evangelium 10,3-9 (Neue Genfer Übersetzung)

Dazu kommt dann – nicht durch Jesus, sondern durch Markus 2) – eine Ergänzung nach typisch rabbinischem Argumentations-Muster: Aus A und B folgt C. 3)

»Was für eine Vorschrift hat euch Mose gegeben?«, fragte Jesus zurück. Sie erwiderten: »Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau dann fortzuschicken.« Da sagte Jesus zu ihnen: »Nur wegen eurer Uneinsichtigkeit hat Mose euch diese Vorschrift gegeben. Am Anfang jedoch, bei der Schöpfung, hat Gott die Menschen als Mann und Frau erschaffen. ›Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden ein Leib sein.‹ Sie sind also nicht mehr zwei, sondern sie sind ein Leib. Darum: Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.«

3) Markus-Evangelium 10,10 (Neue Genfer Übersetzung) & Markus-Evangelium 10,11-12 (Bibel in gerechter Sprache)

Wer daraus schließt, dass die Heirat zwischen Mann und Frau ohne Scheidungsmöglichkeit die einzig wahre Beziehungsform ist, kann sich also durchaus auf die Argumentation im Markus-Evangelium beziehen. Tatsächlich: Hier schien alles klar zu sein. Das Thema schien durch zu sein. Schließlich ist auch das Gepräch zwischen den Pharisäern und Jesus hier zu Ende.

ABER:

  • Die Pharisäer sind Negativ-Figuren im Markus-Evangelium. 4)
    1) Die Pharisäer stehen für eine nicht unhinterfragt hinzunehmende Absonderung von Juden und Heiden. Die Gemeinschaft mit Jesus stellt den Ausschluss von „Nicht-Recht-Gläubigen“ dagegen in Frage.
    2) Die Pharisäer wissen eh alles, auch ohne oder gegen Jesus. (Unter Christen heute manchmal bekannt als: „In der Bibel steht…“).
  • Die Pharisäer stellen Jesus mit diesem Dialog eine „Falle“. An anderen Stellen hat das Markus-Evangelium damit Erklärungen dafür im Sinn, warum die Pharisäer so empört und böse sind gegenüber Jesus.
  • „Zu Hause“ markiert im Markus-Evangelium solche Stellen, an denen der Austausch Jesu mit seinen Jüngern in interner Runde weitergeht.

Für die Anhänger Jesu sind die Antworten, mit denen sich andere zufrieden geben, wiederholt Anlass zu weiteren Diskussionen – auch hier:

Zu Hause wollten die Jünger noch mehr darüber wissen. Jesus antwortete ihnen: »Wer seine Frau ziehenlässt und heiratet eine andere, der begeht ihr gegenüber Ehebruch. Und auch umgekehrt: Lässt sie ihren Mann ziehen und heiratet einen anderen, dann begeht sie Ehebruch.«

4) Matthäus-Evangelium 19, 10-11 (Neue Genfer Übersetzung) & Matthäus-Evangelium 19,12 (Zürcher Bibel)

Auch bei Matthäus wird im internen Kreis der Jünger mit Jesus weiter diskutiert. Hier geht es aber nochmal um ganz andere Themen:
1) Die Ehe insgesamt wird in Frage gestellt
2) Jesus bezieht nun auch Geschlchterrollen mit ein.

Der Anfang lautet genau so wie im Markus-Evangelium; der interne Jünger-Teil lautet dann aber so:

Da sagten die Jünger zu Jesus: »Wenn es zwischen Mann und Frau so steht, ist es besser, gar nicht zu heiraten!« Er erwiderte: »Das ist etwas, was nicht alle begreifen können, sondern nur die, denen es ´von Gott` gegeben ist. Ja, es gibt Eunuchen, die von Geburt an so waren, und es gibt Eunuchen, die von Menschen zu solchen gemacht wurden, und es gibt Eunuchen, die sich um des Himmelreiches willen selbst zu solchen gemacht haben. Wer das fassen kann, fasse es!

Literatur-Hinweise:

1) „Hier geht es wohl nicht allgemein um ein Scheidungsverbot, sondern um die Nachfolge der Ehefrauen, die mit Jesus nach Jerusalem wandern möchten, während ihre Männer zu Hause bleiben wollen. Jesus rät: Das Ehepaar soll warten und in dieser Zeit kein Scheidungsverfahren anstreben.“ – Die Bibel in Gerechter Sprache (Gütersloh 2006), S. 2315

2) „As in 2.25-26, it appears that after a challenge from the Pharisees (v. 2), the original clever retort (v. 9) was supplemented by a scriptural and legal argument (vv. 3-8). […] Mark insists that the prohibition of divorce (Deut 24.1-4) goes back to creation […].“ – The Jewish Annotated New Testament (Oxford University Press 2011), S. 80

3)Have you not read, a rabbinic formula […] (“construction of a father from two writings“) entails utilizing two passages (‚male and female‘, Gen 1.27; ‚A man leaves…flesh‘, Gen 2.24) to issue a ruling concerning a third“ – The Jewish Annotated New Testament (Oxford University Press 2011), S. 35

4) Der Begriff ‚Pharisäer‘ im Markusevangelium „funktioniert in einer Weise, daß niemand aus den Reihen der intendierten Leserschaft sich gerne in solchen ‚Parisäern‘ wiedererkennen wollte. Die Pharisäer des Mk-Ev sind Negativfiguren. […] Wenn Markus dort, wo es um die Absonderung von Heiden geht, Pharisäer auftreten läßt, sind sie für die implizite Leserschaft als abschreckede Beispiele gedacht. Das positive Gegenmodell wird von den Jüngern des Textes verkörpert. Denn obgleich diese Jesus im entscheidenden Punkt nicht verstehen, mühen sie sich doch wenigstens um das rechte Verständnis (vgl 8,15f.), und sie halten dabei Kontakt zu Jesus (vgl 8,4).“ – Andreas Bedenbender in: „ Frohe Botschaft am Abgrund. Das Markusevangelium und der Jüdische Krieg.“ (Leipzig 2013), S. 105f.

 

 

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